Im Dienst der neoliberalistischen Gouvernementalität

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Eine Rezension von Siegfried Jäger, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Dieses Buch, eine Dissertation an der Universität Basel, will viel und erreicht auch viel. Es ist – auf den ersten Blick - eine Wissenschaftskritik, die sich die gesamte Soziologie zum Gegenstand macht und zudem die aktuelle neoliberale Sozialpolitik und ihre politische Rhetorik. Aktuelle Soziologie ist demnach in Wirklichkeit nur para, das heißt: sie liegt völlig daneben, verfehlt ihren Gegenstand: die moderne Gesellschaft. Sie stützt sich dabei auf einige Erzväter, die nichts anderes sind als Gesundbeter des Denksystems des Neoliberalismus und sich vor jeglicher Kritik des Kapitalismus drücken. ((Mayerhauser orientiert sich mit dem Begriff des Liberalistischen an Adorno, Minima Moralia, um das missverständliche „liberal“ zu dekonstruieren.)) Sie sind daher auch Neoliberalisten, die - grob gesagt – nichts anderes im Sinn haben, als den Kapitalismus…

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Die ‚lokale’ Macht des Neoliberalismus

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Versuch einer dispositivanalytischen Betrachtung Von Anton Meier, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Die Frage nach Gestaltungsräumen einer Demokratisierung geht immer mit der Frage einher, welche Widerstände einem solchen Projekt begegnen. Es geht also nicht nur um den Raum von Möglichkeiten, sondern zugleich um Grenzen, die überschritten oder zumindest verschoben werden müssen. Diese Grenzen betreffen vielfältige Bereiche des Lebens. Sie tauchen in unterschiedlichen – sprachlich diskursiven und nicht-sprachlich diskursiven –Praktiken auf. Immer sind sie dabei Teil eines Gesamtdiskurses, der wiederum in einen Zusammenhang von heterogenen Elementen eingebettet ist, die in bestimmten Verhältnissen zueinander stehen und in denen sich Wissen in unterschiedlichen Formen zur Geltung bringt. Die Verbindung zwischen diesen Elementen lässt sich als Dispositiv auffassen. Mit Blick auf Macht- und Herrschaftsbedingungen, die sich in den aktuellen kapitalistischen Verhältnissen entfalten, lässt sich von einem neoliberalen…

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„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“

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Das Paradox der Zeitoptimierung Von Niels Brockmeyer, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Burnout ist eine in der heutigen Zeit weitverbreitete Diagnose, die auf die Erschöpfung des Menschen durch Zeit- und Leistungsdruck verweist. Ursächlich für diese Diagnose ist offenbar eine „Verdichtung und damit Steigerung der Handlungsepisoden pro Zeiteinheit“ (Rosa 2012, 194). Für Michel Foucault ist die Verdichtung von Zeiteinheiten eine Konsequenz der Handlungsweise, die „aus der Zeit immer noch mehr verfügbare Augenblicke und aus jedem Augenblick immer noch mehr nutzbare Kräfte herauszuholen“ (1994, 198) versucht. Diese Vorgehensweise sei typisch für ein von einer ökonomischen Logik geprägtes Zeitverständnis, bei dem es sich nach Foucault „um die Herstellung einer vollständig nutzbaren Zeit“ handelt (ebd., 193). Aufgrund der gesellschaftlichen Dominanz der Zeitökonomie ist das Subjekt gegenwärtig dieser Zeitlogik in äußerst extremer Weise ausgesetzt. Interessant ist, dass sich…

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Der neoliberale Charakter

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Ein Kommentar von Urich Brieler, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) Die herrschaftliche Anforderung an das zeitgenössische Subjekt ist unüberhörbar: „Was tun“ ist das Gebot der Epoche. Dieser Aktivitätsappell erzeugt eine ameisenhafte Betriebsamkeit – und eine elefantöse Müdigkeit. Denn unter dem Imperativ der fortwährenden Hyperaktivität hat sich längst ein Mit-dem-Strom-schwimmen eingestellt. Der Akteur wird zum braven Mitspieler, der untertänigst die Pflichtlektionen erledigt, die man ihm abverlangt. Doch der neoliberalen Anrufung kann niemand entgehen: Immer ist das Subjekt unterwegs, ohne jemals anzukommen, ein lebenslanger Arbeitseinsatz. Das 20. Jahrhundert kannte zwei beherrschende Charakterformationen. Der autoritäre Charakter der Frankfurter Schule war ein Früchtchen der Disziplinar- und Fabrikgesellschaft. Konventionell bis in die Knochen, unterwürfig gegenüber jeder Herrschaft, rigide gegen sich selbst, aggressiv gegen die anderen, destruktiv und zynisch dem Schwachen gegenüber, bildete dieser Charakter das passende Seelenkostüm einer…

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Vom Nutzen kritischer Wissenschaft für demokratische Politik

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Zehn Thesen von Siegfried Jäger, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) 1. An sich ist Wissenschaft immer schon kritisch, sofern sie sich auf gesellschaftlich relevante Themen bezieht und dabei rückhaltlos ihre Ergebnisse offenlegt und plausibel begründet. 2. Wissenschaft ist, wenn sie das tut, gute Parrhesia im Sinne Foucaults. Sie spricht freimütig das aus, was sie als Wahrheit ansieht. ((Zur Frage der Parrhesia vgl. Michel Foucault: Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen. Vorlesung am Collège de France1983/84, Berln: Suhrkamp 2010.)) 3. Sie weiß, dass das nicht ungefährlich ist. Denn solche Wahrheit tut weh, weil sie die herrschenden Wahrheiten in Frage stellt. Sie rechnet daher immer mit Widerspruch, Marginalisierung, Gegenmacht und Unterdrückung. Gute Parrhesia hat es daher immer mit Blockaden von Macht zu tun, also mit Herrschaft. ((Daher lässt sie sich…

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Repräsentative Demokratie in der Vertrauenskrise

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Von Helmut Kellershohn, veröffentlicht im DISS-Journal 26 (2013) I. Zwei Sichtweisen Das klassische Argument gegen die Demokratie als Selbstregierung des Demos stammt von Montesquieu. In großen Staaten seien allein gewählte Repräsentanten in der Lage, die Angelegenheiten des Gemeinwesens zu erörtern: „Das ist ihr großer Vorteil. Das Volk ist dazu durchaus nicht geeignet. Das ist eines der großen Gebrechen der Demokratie.“ Das Ideal repräsentativer Demokratie, ihre Legitimation, besteht darin, dass freie Repräsentanten erstens ihre Autorität mittelbar oder unmittelbar vom Volk ableiten (dadurch, dass sie gewählt sind) und zweitens in allgemeiner Übereinstimmung mit dem Volkswillen, d.h. mit dem Anspruch, dem Gesamtinteresse des Volkes zu dienen, den Staatswillen formen. Gegenüber diesem legitimatorischen Zusammenhang hat Max Weber repräsentative Demokratie im Wesentlichen als ein optimales Instrument der Führerauslese, als „Führerdemokratie“ verstanden. Legitimation erfolgt hier über das Charisma der…

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Lokal Denken, lokal Handeln?

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Kommunale Handlungsansätze in der zivilgesellschaftlichen Intervention gegen Rechtsradikalismus  Von Thomas Bürk, veröffentlicht in DISS-Journal 26 (2013) Die Debatte um Flucht und Migration steht derzeit wieder höchst aktuell auf der Tagesordnung. Besonders die brutale EU-Abschottungspolitik an den europäischen Außengrenzen mit der Grenzpolizei Frontex und den Hunderten von Toten allein in diesem Jahr in der Mittelmeerregion machen die Unverhältnismäßigkeit bundesdeutscher Migrations- und Asylpolitiken deutlich. Gleichzeitig entstehen neue Orte der Diskussion und Konfrontation weit jenseits von Lampedusa, Ceuta/Melilla und der türkisch-griechischen Grenzregionen. In den Innenstädten Berlins, Hamburgs und Münchens artikulieren (und organisieren) sich verzweifelte, aber auch selbstbewusste Flüchtlinge und verschaffen sich mit sichtbarer Präsenz und spektakulären Aktionen Aufmerksamkeit. Als dritte Facette dieser neuen Kommunikations- und Konfrontationslinien weltweiter Flucht und Migration werden in vielen Städten Sammelunterkünfte von Geflüchteten zu Kristallisationspunkten rechtspopulistischer und neonazistischer Versammlungen (wie etwa u.a.…

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Hegemonie – neoliberale Hegemonie – Hegemoniekrise …

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... oder doch „nur“ neoliberale Dominanz. Ein Artikel von Wolfgang Kastrup, erschienen im DISS-Journal 25 (2013). Der Begriff der Hegemonie ist im linken politischen Spektrum in aller Munde – Hegemonietheorien, fordistische Hegemonie, Hegemoniekrise, neoliberale Hegemonie. Demirovic ist sicherlich zuzustimmen, der diesem Begriff „eine erstaunlich erfolgreiche Karriere in der kritischen Gesellschaftstheorie“ attestiert (Demirovic 2013, 127). Ursprünglich kommt der Begriff Hegemonie, so Haug, aus dem Griechischen und bedeutet in erster Linie „voransein, führen, vorangehen“. Er verweise vermutlich auf die „primär militärische Bedeutung“ dieses Begriffes in der „Blütezeit Athens“ in „Verbindung militärischer Vormachtstellung als Seemacht“ und „einem politischen Prestige und Vertrauen, das sich Athen bei vielen der militärisch und ökonomisch schwächeren Stadtstaaten v.a. im Befreiungskrieg gegen die persische Despotie erworben hatte“ (Haug 2004, 4). Im linken Diskurs verweist der Begriff heute vor allem auf die Theorie…

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Die „unternehmerische Stadt“ und das „Recht auf Stadt“

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Von Anne Vogelpohl ((Dr. Anne Vogelpohl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kontext des Forschungsverbundes „Neuordnungen des Städtischen im neoliberalen Zeitalter“ am Institut für Humangeographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Aktuell forscht Anne Vogelpohl über die Rolle von externer Beratung, insbesondere durch Unternehmensberatungen, in der Stadtpolitik.)). Erschienen in DISS-Journal 24 (2012) Eine der wohl am wenigsten umstrittenen Überzeugungen in der sozialwissenschaftlichen Geographie ist die, dass jede gesellschaftliche Veränderung auch eine räumliche Veränderung ist. Der Zusammenhang von Raum und Gesellschaft kann dabei weder hierarchisch noch kausal verstanden werden: Gesellschaft ‚beinhaltet‘ nicht Raum und Gesellschaft ist auch kein Teil des Raumes. Stattdessen vollziehen sich gesellschaftliche Prozesse über Raum. Gesellschaft kann deswegen auch nicht den Raum beeinflussen, genauso wenig wie dieser Gesellschaft beeinflusst. Die beiden Konzepte sind zwar nicht synonym, aber auf engste miteinander verwoben. Somit ist für jeden…

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Multiple Krisen im Kapitalismus

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Eine Rezension von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 29-30 Gründe und Ursache für Krisen zu benennen, ist immer auch Teil diskursiver Kämpfe um die Wahrnehmung und Deutung von Krisen. Einen Beitrag zu dieser aktuellen Debatte leistet der in der inhaltlichen Ausrichtung ambitionierte Sammelband VielfachKrise. Entgegen monokausaler Erklärungsmuster gegenwärtiger Krisenerscheinungen argumentieren die Herausgeber_innen in ihrer theoretischen Einleitung, dass „wir gegenwärtig eine historische Konstellation der multiplen Krise erleben.“ (13) Als multiple Krise verstehen sie „eine historisch-spezifische Konstellation verschiedener sich wechselseitig beeinflussender und zusammenhängender Krisenprozesse im neoliberalen Finanzmarktkapitalismus“ (ebd.). Die vier Herausgeber_innen beziehen sich in ihrer Konzeption auf die materialistische Theorie Karl Marx‘, gehen dabei aber davon aus, dass sich in kapitalistische Produktionsverhältnissen Handlungsfelder mit einer relativen Autonomie entwickeln, deren Logik nicht alleine in ökonomischen Begriffen zu fassen ist: „gesellschaftliche Naturverhältnisse, die Politik, das…

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