Mit Marx für die ‚Volksgemeinschaft‘?

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Über das wundersame Interesse neurechter Vordenker an Marx Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 37 (2019) Das Interesse an Marx war im Gedenkjahr 2018 verständlicherweise sehr groß. Gleichwohl mag es den einen oder anderen verwundern, wenn sich ein Verlag aus dem Umfeld des Instituts für Staatspolitik auf die Spuren von Marx begibt, um zu ergründen, „welche Ansätze dieses großen Philosophen von rechts genutzt werden können“ (10). ((Kaiser, Benedikt/Benoist, Alain de/Fusaro, Diego: Marx von rechts, Dresden: Jungeuropa Verlag 2018 (mit einem Vorwort von Philip Stein).))  Ist doch dieses Ansinnen erklärtermaßen mit viel Ärger verbunden, weniger in Hinblick auf intellektuelle Linke, die sich darob indigniert auf ihr Erstgeburtsrecht am alten Marx berufen könnten. Diesbezüglich sind der Verlagschef Philip Stein im Vorwort und Benedikt Kaiser in einem der Hauptartikel („Marx von rechts? Ausgangspunkte für einen Neubeginn“)…

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Totgesagte leben länger

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Zum 200. Geburtstag von Karl Marx von Wolfgang Kastrup, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Der tote Hund beißt zurück – auch nach 200 Jahren: Die Wiederentdeckung Marx‘scher Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie geht einerseits auf die Unfähigkeit bürgerlicher Wirtschaftswissenschaft zurück, kapitalistische Krisen zu erklären geschweige denn vorherzusagen, siehe die fundamentale Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/2008. Andererseits ist sie eine Antwort auf die individuellen Leiderfahrungen vieler Menschen, verursacht durch geringe Einkommen, prekäre Jobs, unsichere Lebensplanung, zunehmende Arbeitshetze und Arbeitsverdichtung, durch den immer stärker werdenden Konkurrenzdruck. Mit der neoliberalen Regulation des Kapitalismus sind diese Leiderfahrungen vieler Menschen intensiver geworden. Die Marx‘sche Ökonomiekritik bietet Erklärungsansätze, die heute wieder von Interesse sind. Der rote Faden, der das Werk von Karl Marx insgesamt bestimmt, ist kritische Theorie, in dreierlei Hinsicht: Erstens richtet sie sich gegen die damaligen ökonomischen…

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Entfremdung: Renaissance eines Begriffes

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Von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 31 (2016) Lange verpönt und kritisiert erlebt der Begriff der Entfremdung in den Sozialwissenschaften und der Philosophie als Schlüsselbegriff eine Wiedergeburt, allerdings mit unterschiedlicher Bedeutung. So will Rahel Jaeggi den „sozialphilosophischen Gehalt des gescholtenen Begriffes für die Gegenwart […] retten“, denn wir kämen kaum umhin „individuelle Formen des Lebens als entfremdet zu beschreiben.“ (Jaeggi, 8) Während Jaeggi das Entfremdungsproblem mehr auf der individuellen Ebene verortet, sieht Christoph Henning in den Entfremdungserfahrungen in der Arbeit eine wachsende Bedeutung und bezieht den Begriff auch auf globale und klassenübergreifende Strukturen (vgl. Henning, 12). Die zunehmende Ökonomisierung des alltäglichen Lebens, verursacht durch den Neoliberalismus als Regulationsform des Kapitalismus, hat m.E. dafür gesorgt, dass der gesellschaftskritische Begriff der Entfremdung eine Wiederbelebung erfahren hat. Zwar gibt es den Entfremdungsbegriff schon bei Rousseau, bei…

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Die Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx

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– auch genealogisch gesehen. Von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 29 (2015) Totgesagte leben länger: Kritische Gesellschaftstheorie ist wieder lebendig. Marxistisches Denken hat seit der Weltwirtschaftskrise 2007/2008 und dem völligen Versagen der herrschenden neoliberalen Wirtschaftswissenschaft an Bedeutung gewonnen, innerhalb wie außerhalb der Universitäten. Marx entwickelte eine Kritik an den zentralen Kategorien der bürgerlichen Ökonomie, die für eine heutige kritische Gesellschaftstheorie von Bedeutung ist. Im zweiten Teil des Artikels geht es dann nicht um die Frage der epistemologischen Wahrheit der Kritik von Marx, sondern um eine Genealogie der Kritik, also um die Frage nach der Herkunft, der Entstehung der Kritik der politischen Ökonomie. Was meint Marx mit „Kritik der politischen Ökonomie“? Weshalb hat er die politische Ökonomie von Ricardo und Smith, von Say und Proudhon einer Kritik unterworfen? Er beschreibt das folgendermaßen: „Die Arbeit,…

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Zur Lage des Marxismus

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Ein Tagungsbericht von Wolfgang Kastrup. Erschienen in DISS-Journal 27 (2014)   Vom 13. bis zum 15. Dezember 2013 veranstaltete die Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG), die Rosa- Luxemburg- Stiftung und der Arbeitskreis kritischer Juristinnen und Juristen an der Humboldt Universität Berlin (akj-berlin) die Tagung „Zur Lage des Marxismus“ im Audimax der Humboldt Universität. Die hohe Teilnehmerzahl von ca. 300 konnte angesichts der verstärkten marxistischen Debatte über Ursachen und Konsequenzen der seit Jahren andauernden weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise nicht überraschen. „Wo hat das kritische Wissen in der Gesellschaft seinen Platz, damit es nicht verloren geht und weiterentwickelt wird? Wie beziehen wir uns auf Marx? Welches Wissen haben wir, woran arbeiten wir, welchen Einfluss haben wir? Wie verbinden wir emanzipatorische Bewegungen? Wie kann man die Diskurse der Gewerkschaften beeinflussen und wie können wir uns einbringen?…

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Im Namen der Freiheit

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Ein kurzer Essay zu Albert Camus, Friedrich Nietzsche, Michel Foucault und Co., einige Bemerkungen zum orthodoxen Marxismus sowie ein Seitenblick zu den Grünen von 2014. Von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 27 (2014) Ich fange an bei Albert Camus. 2013 erschien bei Knaus ein knapp 600 Seiten dickes Buch des französischen Philosophen Michel Onfray zu Leben und Philosophie des Albert Camus. (Im Namen der Freiheit. Leben und Philosophie des Albert Camus, München: Knaus, 573 S., 29,99 €) Das Buch bietet eine liebevolle Darstellung von Camus‘ kurzem Leben, seiner Philosophie („Der Mensch in der Revolte“, „Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde“) und seiner interessanten Belletristik („Der Fremde“, Literatur-Nobelpreis 1957 für „Der Fall“, Dramen wie „Caligula“, „Die Gerechten“). Onfray zeigt auf, dass und inwiefern Camus Nietzscheaner ist, Sozialist jenseits der verschlafenen Sozialdemokratie,…

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„Eine Theorie des kapitalistischen Staates muss die Metamorphosen ihres Gegenstandes kennen.“

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Helmut Kellershohn erklärt, warum es sich lohnt, Poulantzas zu lesen. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 33-34 Selten stoßen wir auf Bücher, deren Titel als diskrete Aufforderung verstanden werden soll, Autoren zu lesen oder, besser gesagt, neu zu lesen, die bereits tot sind. Bei längst verstorbenen Klassikern erscheint dies angebracht. Lire le Capital, 1968 von Louis Althusser, Etienne Balibar und anderen verfasst, war ein solches Werk. Es fehlte nur das Ausrufezeichen. Unlängst veröffentlichten Lars Bretthauer, Alexander Gallas, John Kannankulam und Ingo Stützle einen Sammelband (Hamburg 2006), der einen Autor zu den ‚Altären’ der Klassiker erhob, der erst ein paar Jahre zuvor gestorben war: Nicos Poulantzas schied 43-jährig im Oktober 1979 durch Freitod aus dem Leben. Der Titel des Buches lautet: Poulantzas lesen. Nicos Poulantzas, 1936 in Athen geboren, lehrte vor allem in Frankreich, nach…

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