Der Kollaps der SPD, das Beben der Normalität und die neue Lage

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Von Jürgen Link. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Um es im Kollektivsymbol des medizinischen Körpers auszudrücken: Die SPD hat einen „Kollaps“ erlitten. Wobei SPD meint: ihre Rolle als (hegemoniale) „Volkspartei der linken Mitte“ seit dem Godesberger Programm ist kollabiert. Das wiederum bedeutet die größte Denormalisierung des politischen Systems der Bundesrepublik seit Godesberg. Das zeigt sich daran, dass die Sieger sichtlich fast mehr über den Kollaps der SPD entsetzt sind, als sie sich über ihren Triumph freuen. Schon propagieren mehrere „Stimmen der öffentlichen Meinung“, die bis gestern noch kräftig an der Verteufelung der Linkspartei als angeblich „extremistisch“ mitgestrickt haben, darunter ein in der Wolle gefärbter neoliberaler Haudegen wie Ulrich Reitz von der WAZ, als neue Perspektive eine „Wiedervereinigung“ von SPD und Linkspartei – natürlich unter den Auspizien eines (rein symbolischen) „Linksrucks“ der Rest-SPD (von…

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Das Strittige einer Wissensgesellschaft

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Von Klaus Gloy. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Der Ausdruck Wissensgesellschaft stammt ursprünglich aus den Bereichen „Wissenssoziologie“ und „Analyse der Gesellschaftsformation“ und charakterisiert eine Epoche nach der Industriegesellschaft. Aber früh argwöhnten Kritiker, dass es sich bei diesem Ausdruck – nach einer „Risikogesellschaft“ und nach einer „Erlebnisgesellschaft“ – womöglich nur um eine neue schnelllebige Deutungsmode handelt, die schon bald wieder durch eine andere abgelöst sein wird. Und die prompte Übernahme dieser Bezeichnung in politischen Debatten und die Relevanz, die ihr v.a. im Bereich schulischer und universitärer Reform-Überlegungen zugeschrieben wurde, haben den Eindruck, dass es sich um ein wohlfeiles Schlagwort handelt, ebenfalls eher verstärkt als zerstreut. Allerdings: auch Schlagworte zeitigen gemäß dem Thomas-Theorem Wirkungen: if men define situations as real, they are real in their consequences. Und zu diesen Wirkungen zählt insbesondere, dass der Bildungsauftrag…

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Werden wir alle Unternehmer?

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Von Hans Uske. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) „Der Unternehmer“ war einmal ein umstrittenes Wesen. Einerseits Garant dafür, dass die Freie Marktwirtschaft „Wohlstand für alle“ (Ludwig Erhard) produzierte, andererseits aber auch ein ständiges Ärgernis, weil er für soziale Missstände verantwortlich gemacht wurde. Viele wollten ihn bändigen, einige sogar abschaffen. Wer in den 70er Jahren rhetorisch gegen die Unternehmer zu Felde zog, konnte sicher sein, dass die negativen Konnotationen, die diese Herren umgaben, ihm einen Teil der Argumentationslast abnahmen. Denn vor dem inneren Auge erschien ein parasitäres Wesen, das sich von der Ausbeutung seiner Arbeiterinnen und Arbeiter ernährt, häufig in Form eines dicken Mannes mit Zigarre. Dieses Bild hat sich gründlich gewandelt. Wer heute die entsprechende Funktion im Sozialdiskurs bezeichnen will, muss zu anderen Figuren greifen, etwa der „Heuschrecke“ oder dem „gierigen Manager“. Unternehmer…

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Das „tragende Bekenntnis“

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Globalisierung und Jugendmarketing. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 14 (2005) In einer Presseerklärung des Malteser-Hilfsdienstes charakterisierte dessen Präsident, Johannes Freiherr Heereman von Zuydtwyck, die Befindlichkeit der Teilnehmer des Weltjugendtages in Köln aus der nüchternen Sicht eines Fachmannes: „Die jugendlichen Pilger pflegen eine zivilisierte Eventkultur“. Das klang eher nach Ende, denn als Aufbruch. Als Chef der Ordensholding Deutsche Malteser gGmbH und verantwortlich für Kommunikation, Public Relations und Social Marketing ließ Heereman anklingen, dass die öffentliche Wahrnehmung des Treffens als ‚Event‘ nicht täuschte: Das „kraftvolle Zeugnis für den Glauben als Quelle echter Freude“, und wäre es auch nur das unbekannte Wesen, wurde bewusst mit den Strukturen der säkularen Massenevent- Kultur verwoben. Die fließenden Übergänge aber stellten es nicht nur den Teilnehmern, sondern auch der Öffentlichkeit frei, die allgemeine Begeisterung eher dem „Glauben“ oder dem…

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Humoroffensive mit Heuschrecken

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Die „Straßenjagd auf asoziale Marktradikale“ findet nicht statt. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 14 (2005) „Nach Einschätzung des Göttinger Politikwissenschaftlers Franz Walter gehörte es zu Münteferings Konzept, den Kapitalismus frontal zu kritisieren, aber daraus keine konkrete Politik abzuleiten.“ (FAZ 1.5.2005, S. 1) Ich bekenne - mir selbst als todernster Experte für Tiere bekannt, die in der Ethik herumlaufen -, dass ich während der TV-Nachrichten zu Münteferings „Heuschrecken“-Attacke vom April 2005 herzlich gelacht habe. Ich muss mich danach allerdings sehr erschrocken haben, witterte einen black-out, der Konsequenzen haben müsse, dann die Chance zur Verfeinerung der institutseigenen Analyse-Instrumente – und ging dann doch beruhigt zu Bett. Ein ähnliches Wechselbad hat wohl auch der Unternehmensberater Roland Berger durchgemacht, der unter dem unmittelbaren Eindruck der Attacke an eine Terroristenbewegung dachte: „Wenn Unternehmenspersönlichkeiten öffentlich verurteilt werden, muß…

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Der umstrittene Begriff des Faschismus

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Interview mit Roger Griffin. Erschienen in DISS-Journal 13 (2004) Roger Griffin ist einer der international bekanntesten Faschismusforscher und Professor für Zeitgeschichte am Department of History an der Oxford Brookes University, England. Er ist Verfasser des Buches „The Nature of Fascism“ (1991) sowie Herausgeber der 5-bändigen Aufsatzsammlung „Fascism. Major Work“ (Routledge 2003) Er wurde von der Zeitschrift EWE (Erwägen – Wissen – Ethik), herausgegeben von Frank Benseler, Bettina Blanck, Reinhard Keil-Slawik und Werner Loh, zu einem „Hauptartikel“ zum Begriff des Faschismus eingeladen, der in diesem Herbst/Winter erscheinen wird und der unter den Autorinnen, die dazu vor seiner Veröffentlichung zu Stellungnahmen eingeladen wurden, eine ziemlich kontroverse Diskussion auslöste, auf die Griffin wiederum antwortete. Im Mittelpunkt der Kontroverse steht der Begriff eines „generischen Faschismus“, durch den in idealtypischer Weise (Max Weber) trotz aller realen Varianten das…

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Sozialstaat – Ja bitte, nein danke!

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Rechte Gedanken zum Abbau des Sozialstaats. Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Die so genannte Neue Rechte (NR) hat ein Problem: die wichtigsten Prozesse in diesem Lande laufen weitgehend ohne sie ab. Sie muss sich mit der undankbaren Rolle desjenigen begnügen, der die Vorgänge interpretiert und je nach Sichtweise kritisiert oder absegnet. Das gilt speziell in Hinblick auf die derzeitige „Reform“ des Sozialstaates - nicht gerade ein Lieblingsthema der NR. In der Ausgabe vom 26. September 2003 der „Jungen Freiheit“ (JF) erhalten Gastautor Eberhard Straub (den man im eigentlichen Sinne nicht als der NR zugehörig betrachten kann) und die JF-Redakteurin Angelika Willig Gelegenheit, ihre Positionen zum Sozialstaatsproblem zu umreißen. Die Debatte hat exemplarischen Charakter. „Sozialstaat retten“ Der Historiker Straub (Jg. 1940) war bis 1986 Feuilletonredakteur der FAZ und bis 1997 Pressereferent…

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Weltmacht USA – Ein Nachruf

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Rezension von Edzard Obendiek. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Was steht in dem viel zitierten Buch des Franzosen? Etwa dies: Nach 1945 waren die USA eine Art von römischem Imperium, d. h. eine Weltmacht mit universalem Ethos, auf Absprachen bedacht und deshalb als Schutzmacht akzeptiert. Denn es drohte die Sowjetunion. Nach der Wende hat sich auch Amerika gewendet. Es meint, nun Weltherrscher zu sein, der das universale Ethos nicht mehr nötig hat, der seine Macht brachial ausspielen, die Verbündeten vor den Kopf stoßen und militärisch überall präsent sein kann. Eine Täuschung. Ein „overstretching“. Auch deshalb, weil die US-Wirtschaft auf tönernen Füßen steht. Amerika produziert nicht, sondern konsumiert immens und bezahlt das mit den Kapitalströmen vom Ausland, die vom immer noch mächtigen Dollar angelockt werden. Amerikaner bezahlen nicht mit Produkten, sondern der Differenz anderer…

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Business as usual – Hauptsache sicher

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Professionalität im Wirtschafts- und Finanzteil der FAZ. Von Björn Carius. Erschienen in DISS-Journal 11 (2003) (= Gemeinsames Sonderheft des DISS-Journals und der kultuRRevolution zum Irak-Krieg). Wie wirk(t)en sich die Haltungen der kriegsführenden Koalition einerseits und der Regierungen des »Old Europe« (Donald Rumsfeld) andererseits kurzfristig auf das Leben von ZivilistInnen im Irak aus? Der Krieg kostete zahlreichen ZivilistInnen und SoldatInnen das Leben. Legitimiert wurde er u. a. mit dem Vorhaben, eine Demokratisierung der irakischen Gesellschaft einzuleiten. Dass solche Erwägungen im Wirtschafts- und Finanzteil etwa der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, des amtlichen Publikationsorgans der deutschen Börsen, von allenfalls nachrangiger Bedeutung sind, lässt sich keineswegs allein für die Berichterstattung im Zusammenhang mit militärischen Einsätzen feststellen, wird darin jedoch besonders augenfällig. Laien spüren emotionale Widerstände Zur Zeit des Zweiten Golfkrieges, am 16.03.1991, zitierte die FAZ den Ökonomen Herbert…

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Empire. Die neue Weltordnung

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Eine Rezension von Jonas Grauel. Erschienen in DISS-Journal 10 (2002). Es gibt nur wenige Theoriewerke, die in den letzten Jahren ein so immenses Interesse hervorgerufen haben, wie “Empire” von Antonio Negri und Michael Hardt. Die Autoren verfolgen mit der universal angelegten Studie zwei Ziele: Einerseits die kritische Analyse der aktuellen Weltordnung, die als Machtnetzwerk beschrieben und “Empire” genannt wird. Andererseits sollen Widerstandsmöglichkeiten gegen das Empire ausgelotet werden – dies macht das Buch für die Linke so interessant, da es den neueren sozialen Bewegungen von Seattle bis Genua einen theoretischen Hintergrund liefert und neue Perspektiven bietet. Dabei nehmen Negri und Hardt eine Position ein, die auf den ersten Blick verwundern mag: Die neue, durch und durch kapitalistische Weltordnung wird nicht verteufelt, sondern geradezu gefeiert, da sich in ihr völlig neue Möglichkeiten für Widerstand böten.…

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