Tierschutz und Judentum

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Rezension von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal (39) 2020 Während der vergangenen Jahre, angesichts vieler Unsicher- und Unwägbarkeiten im Lebensmittelhandel, haben nicht nur koschere Restaurants, sondern insgesamt der Handel und Vertrieb koscherer Lebensmittel einen bemerkenswerten Aufschwung genommen. Die drei Gründe liegen auf der Hand: Zum einen sorgt die Beaufsichtigung der gesamten Produktionskette, u.a. der Rohstoffe, der Zutaten, der Herstellung, des Vertriebs und der Lagerung durch jüdische Religionsbeamte für eine sonst kaum zu erreichende Bio-Qualität. Zum anderen schafft die traditionelle Unterscheidung zwischen ‚fleischigen‘, ‚milchigen‘ und neutralen Lebensmitteln besonders für Veganer und Vegetarier (auch für Muslime) einen sicheren Zugang zu einer adäquaten Ernährung. Und schließlich haben sich angesichts der historischen Dauer und der geografischen Verbreitung der jüdischen Speisevorschriften besonders fantasievolle und raffinierte Küchen ausgebildet. Diese praktischen Aspekte haben zwar auch für jüdische Veganer und Vegetarier…

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Christliche Männlichkeit und jüdische Erfahrung

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Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) ((Ich stütze mich auf die Rezension von Jennifer Caplan (Towson University) [https://www.h-net.org/reviews/showrev. php?id=50827][accessed 28.05.2018] )) Wie hängen jüdische Identität, Männlichkeit und Amerika zusammen? Sarah Imhoff legt in ihrer mehrdimensionalen und daher komplexen Untersuchung Masculinity and the Making of American Judaism die knappe Periode zwischen 1900 und 1924 zugrunde. Ausgangspunkt Imhoffs ist die von der christlichen Mehrheitsgesellschaft in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesetzte, rassistisch unterlegte Rollenvorstellung des (weißen, christlichen) ‚Mannes‘ als eines einsamen, selbstbeherrschten, in die Wildnis ausschweifenden Wolfs. In welcher Weise haben jüdische Männer, denen zugeschrieben wurde, dieser Rollenerwartung grundsätzlich nicht entsprechen zu können, auf sie reagiert? Im Hauptteil ihrer Arbeit antwortet Imhoff auf diese Frage mit einer Fülle von Fallstudien, die gerade angesichts unterschiedlichster jüdischer Entwürfe von Männlichkeit die Widersprüchlichkeit des…

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Stigmatisierung als flexible ökonomische Ressource

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von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 35 (2018) Flora Cassen Marking the Jews in Renaissance Italy: Politics, Religion, and the Power of Symbols. Cambridge: Cambridge University Press, 2017. 300 pp. $99.99 (cloth), ISBN 978-1-107-17543-3. ((Ich stütze mich auf die Rezension von Cornelia Aust (Leibniz Institute of European History), https://www.h-net.org/reviews/showrev. php?id=51007 [accessed 29.05.2018] )) Was ursprünglich vom römischen Lateralkonzil von 1215 ausging und was das Naziregime 1939 bzw. 1941 mit technokratischem Zynismus aufgriff, breitete sich als Praxis, ob nun über gelbe Hüte oder gelbe Stoffmarken, auch in den italienischen Städten der Renaissance aus  – die öffentliche Markierung von Juden. In ihrer Untersuchung Marking the Jews in Renaissance Italy: Politics, Religion, and the Power of Symbols versucht Flora Cassen, das soziale Geschehen dieser Exklusion in konkreten Kontexten, d.h. anhand von Archiven und Aufzeichnungen zu dokumentieren.…

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Joachim Gauck in Bergen-Belsen

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 - zu ‚jüdischer Rache‘ und ‚christlicher Liebe‘ Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 30 (2015) In seiner Rede zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen (vom 26.04.2015) verwendete Bundespräsident Joachim Gauck die judenfeindliche These, das Judentum als Religion von Rache und Vergeltung sei vor 2.000 Jahren vom Christentum und seiner ‚besseren Parole‘ abgelöst worden. In einem Schreiben appellierte Jobst Paul an den Bundespräsidenten, es nicht dabei zu belassen, solche Stereotypen nicht mehr zu verwenden, sondern von seinem „Amt aus kraftvoll einen Prozess anzustoßen, der die ethische Schätzung des Judentums, sein ethisches Gewicht in die Mitte unseres kulturellen Dialogs stellt“. In der Antwort des Bundespräsidialamts heißt es, dass beide Hinweise dort „respektiert“ würden. Duisburg, den 11. Mai 2015 Sehr geehrter Herr Bundespräsident, bitte, erlauben Sie mir, dass ich mich wegen einer Einzelheit in…

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Auf dem Weg zur ‚robusten Ökumene’?

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Vernunft und Glaube in Regensburg. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 15 (2007) Über die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. ist im letzten Jahr in allen Medien heftig und teilweise kontrovers diskutiert worden. Dabei standen vor allem seine Angriffe auf den Islam im Vordergrund. Entscheidende Aspekte sind jedoch nicht zur Sprache gekommen. So blieb in den Medien undiskutiert, dass die Papst-Rede einen Mosaikstein innerhalb einer strategischen Option des Vatikan darstellt, in der dieser einen Vereinigungsprozess zwischen katholischer und orthodoxer Kirche verfolgt. Auch die in der Rede gleichfalls zum Ausdruck kommenden innerkirchlichen Konflikte zwischen Unvereinbarem, zwischen jesuanischem und thomistischem Religionsverständnis, zwischen christlich-jüdischer Ethik und kirchlicher Macht in Zeiten kirchlichen Machtverlusts blieben bisher weitgehend unbeachtet. Jobst Paul analysiert in seinem Beitrag, welche Auswirkungen die Papst-Rede auf den katholischen Dialogbegriff hat, und welche Funktion eine…

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Schwierige Freiheit

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Versuch über das Judentum. Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Lévinas gilt als der bedeutendste jüdische Religionsphilosoph der Gegenwart. Sein Werk fordert einen extremen Humanismus ein und damit eine sich selbst verpflichtende Hinwendung zum anderen Menschen. Auf diesem Hintergrund erfolgen seine Besinnungen auf die Ursprünge des Judentums und seine Reflexionen über den Nationalsozialismus. Mit seinen Aufsätzen und Essays zum Thema „Schwierige Freiheit. Versuch über das Judentum“ liegt eine Vielzahl von Versuchen über jüdisches leben und Denken im 20. Jahrhundert vor, deren Lektüre Leserinnen, die sich bisher nicht oder nur am Rande mit jüdischem Denken befasst haben, nicht ohne weiteres einleuchten wird. Gibt es bei Lévinas nun einen Gott, oder gibt es ihn nicht? Heiliges und Göttliches und Menschliches zusammenzudenken, als Einheit zu betrachten, ist uns zumeist christlich sozialisierten Menschen…

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