Die Wahlnachlese der Rechten

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Von Stefan Jacoby, erschienen in DISS-Journal 3 (1999) "Fassungslos steht man vor dem Debakel", "Vernichtende Niederlage", "Schockierend", - so lauteten erste Reaktionen aus der rechten Szene nach der Bundestagswahl. Und das obwohl sich der Stimmenanteil der Rechtsparteien mit zusammen 4,5 Prozent im Vergleich zur letzen Bundestagswahl verdoppelte. Die Erwartungen waren hoch gesteckt nach dem überraschenden Ergebnis der DVU in Sachsen-Anhalt, wo sie im April 1998 aus dem Stand heraus 12,8 Prozent einfuhr. REP's, DVU, ja sogar NPD, BFB und "Pro DM" sahen sich bereits so gut wie sicher auf der Gewinnerseite - wenn schon nicht im Bundestag, dann doch wenigstens in den Landtagen. Die REP's führten ihren Landtagswahlkampf in Bayern unter der Parole "Wir halten, was die CSU verspricht". Man gab sich siegessicher: "Unveröffentlichte Umfragen [...] sehen uns bereits bei sieben Prozent!". Die…

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Martin Walsers nationalistische Gefühle

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Von Benno Nothardt, erschienen in DISS-Journal 3 (1999) Seit 20 jahren beschäftigt sich der schriftsteller Martin Walser mit einer rekonstruktion der deutschen nation. In essays, interviews und reden unterlaufen ihm dabei immer wieder nationale bis nationalistische töne. Seine jüngste Rede anläßlich der verleihung des friedenspreises des deutschen buchhandels hat anlaß zur kontroversen diskussion gegeben. Im rechtsextremen blätterwald wird sie positiv als richtungsweisend für den umgang mit deutscher geschichte hervorgehoben. Doch auch im politischen raum der ‚mitte' überwiegt die zustimmung zu den äußerungen des rennomierten schriftstellers. Seinen kritikern wird unkenntnis, unverständnis oder fehlinterpretation vorgeworfen. Alles nur ein missverständnis? Martin Walser entdeckt die nation Sein "historisches Bewußtsein" (das er später "Geschichtsgefühl" nennt) entdeckt Martin Walser 1978. In literatur konkret schreibt er: "Sachsen und Thüringen sind für mich weit zurück und tief hinunter hallende Namen, die…

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Das erschöpfte Boot

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Otto Schily und die Einwanderer. Von Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 3 (1999) Am 4. Februar 1982 hielt der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Alfred Dregger im Rahmen einer Großen Anfrage an die SPD/FDP-geführte Bundesregierung eine denkwürdige Rede zur Ausländerpolitik. Treu deutsch formulierte er: "Die Völker, nicht nur das deutsche, legen in der Regel Wert darauf, ihre nationale Identität zu bewahren. Diese läßt es zu, eine begrenzte Zahl von Ausländern aufzunehmen." Diese Grenze sei aber längst erreicht, was die Regierung aber nicht erkannt habe und wodurch sie zum Entstehen von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland beigetragen habe. Dregger, rechts-konservativer Schlußstrichpolitiker und Angehöriger der sog. Stahlhelmfraktion, hat heute, nahezu 17 Jahre nach seinen ethnopluralistischen Ausfällen, unerwartete Konkurrenz bekommen. Durch Otto Schily, den neuen Innenminister, vor wenigen Jahren noch grün, nun rot, und dieser meinte am 15. 11. 1998…

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Von US-Vasallen und französischen Lakaien

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Reaktionen der extremen Rechten auf den NATO-Krieg in Jugoslawien. Von Stefan Jacoby, erschienen in DISS Archiv-Notizen April 1999 In der vorigen Ausgabe der Archiv-Notizen gingen wir bereits kurz auf die ersten Reaktionen der extremen Rechten auf den Krieg ein. Inzwischen liegen neben den Internet-Publikationen auch zahlreiche Printmedien mit Stellungnahmen zum Thema vor. Die Tendenz, daß dieser Krieg von der überwiegenden Mehrheit abgelehnt wird, hat sich bestätigt. Das zentrale Argument dabei ist, er diene angeblich nicht den deutschen Interessen, sondern liege ausschließlich im Kalkül der USA. Eine Minderheit befürwortet den Krieg, zumeist mit dem Verweis auf Volksgruppenpolitik und Ethnopluralismus. Auffällig ist, daß die Option für oder gegen den Krieg sich nicht in jedem Fall eindeutig vorhersagen ließ. Es würde den Rahmen der Archiv-Notizen sprengen, einen umfassenden Überblick zu geben. Wir greifen daher nur einige…

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Graswurzelrevolution von rechts?

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Zum Versuch jüngerer Vertreter der "Neuen" Rechten, in der Dark-Wave-Szene Fuß zu fassen. Von Alfred Schobert. Zuerst erschienen im Reader zur Konferenz gegen Rechts "Wider die Gewöhnung - der rechte Zeitgeist und seine Abwehr" in Nürnberg 15./16. Mai 1998 ((Veranstaltet vom der AG Rechtsextremismus beim Parteivorstand der PDS )) 1. Rechtsextreme Infiltrationsstrategie: Entwurf und Umsetzung "Pardon, ich höre Popmusik", überschrieb der frühere Neonazi ud spätere FPÖler Jürgen Hatzenbichler (vgl. Kellershohn 1994b, S. 77-86) leicht ironisch einen Artikel in Nation & Europa (3-4/91, S. 86-88). Hatzenbichler thematisierte die "durch-amerikanisierte Kunstöffentlichkeit von heute" (S. 86) und die rechte Abneigung gegen derartige "Massenkultur". "Amerikanismus" definiert Hatzenbichler als die "totale Durchsetzung unserer Kultur mit einem künstlichen Produkt, amerikanischer 'Kultur' eben, das sich aus mehreren kulturellen Einflüssen afrikanischer und europäischer Art bildete" (ebd.). Ist die rechte Kritik am…

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Linke essen Diskurs auf

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Von Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) Während einige besorgte Linke befürchten, "Diskurs essen Realität" auf oder gar den ganzen Rest der Linken (wie die Jungle World am 12.3.1998), möchte ich eher behaupten: Linke essen Diskurs auf. Weshalb das? Ganz einfach: Weil er ihnen schmeckt! Und er schmeckt ihnen, weil sie mit Diskurstheorie und Diskursanalyse eine ganze Menge machen können, um gesellschaftliche Zusammenhänge deutlich und fundiert kritisierbar zu machen und bereits dadurch einen Beitrag zu ihrer Veränderung leisten. Demgegenüber steht die Ansicht, Wirklichkeit würde im Bewußtsein von Menschen, die unter kapitalistischen Verhältnissen leben, nur verfälscht, verschleiert oder vernebelt wahrgenommen. Vertreter dieser Wahrheit zielen an, diesen Schleier zu durchdringen, zur wirklichen Wahrheit vorzudringen und diese dann - wie auch immer: per Revolution oder sonstwie - in eine neue Wirklichkeit umzusetzen. Und einige dieser…

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Bei „Rassismus“ kommt Anti-Rassismus

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Von Joannah Caborn, erschienen in DISS-Journal 2 (1998)  Als Beweis, daß das Internet auch deutschsprachige Seiten hat, gebe ich diesmal einen Suchbegriff ein, der nur in Dokumenten in deutscher Sprache auftauchen kann: "Rassismus". Und siehe da, die gefundenen Seiten beschäftigen sich fast ausschließlich mit Anti-Rassismus. So können Suchbegriffe täuschen. Angeführt sind hier die großen Sammelpunkte, an denen es viele weitere Links zu anderen Seiten gegen Rassismus gibt. Eine Warnung vorab: Sollte beim Anti-Rassismus-Surfen der Begriff "Neo-Tech" auftauchen, sofort vermeiden, sonst bildet sich diese üble Sekte ein, sie könnte mit ihrer Verharmlosung von "nicht in Taten umgesetzten Rassismusgefühlen" Anhänger für ihre merkwürdigen Ideen gewinnen. Nun zu den verantwortungsvolleren Seiten. Den LeserInnen in Nordrhein-Westfalen wird ARiC bekannt sein - aber wußten Sie, daß es ARiC auch in Berlin und in den Niederlanden gibt? Hier kann…

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Mit einem Mythos geschlagen

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Der Streik der Studierenden vom Wintersemester 97 wurde in den Medien penetrant und ausdauernd mit "1968" verglichen - ein nostalgisches und politisch prekäres Denkmodell mit geradezu fatalen Folgen. Eine Streik-Analyse von Joannah Caborn und Semra Çelik, erschienen im DISS-Journal 2 (1998) "Die Studierenden wollen ein bißchen komfortabler studieren, aber sonst nichts verändern. Wir wollten die Weltrevolution!" Renate Zimmermann-Eisel, 1968 AStA-Vorsitzende der Uni Bochum, spricht zum AStA-Vorsitzenden der Uni-Essen von 1997. Die WAZ (11.12.97) inszenierte das Streitgespräch und brachte im Titel das Urteil der 68erin auf den Punkt: "Wir waren politischer". Solche Bemerkungen von selbst-stilisierten Alt-68ern kamen im "Heißen Herbst" von 1997 in fast jedem Medienbeitrag zum Studierendenstreik vor. Einige der damaligen Revoluzzer haben beim gegebenen Anlaß die Möglichkeit ergriffen, ihre eigene mythosbehauchte Jugend wieder ins Rampenlicht zu rücken und sich mit Genuß zu…

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Der Euro und die DVU

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Von Helmut Kellershohn, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) Das Brüsseler Treffen der EU-Regierungschefs am ersten Maiwochenende brachte zwar nicht den erhofften symbolischen Glanz für Helmut Kohl, dennoch war das Zentralorgan des bundesdeutschen Kapitals, die FAZ, leidlich zufrieden. Ihr Kommentator Peter Hort schrieb mit dem Blick für das Wesentliche: "Schon im Maastrichter Vertrag gelang es Kohl und Waigel, das künftige Geld und die Notenbank nach deutschem Vorbild zu prägen. Alle weiteren Vorbereitungen ließen stärker als erwartet die deutsche Handschrift erkennen: Die Bank wurde in Frankfurt angesiedelt, die neue Währung `Euro' statt `Ecu' getauft, Waigel hat gegen den Widerstand vor allem Frankreichs den Stabilitäts- und Wachstumspakt durchgesetzt. Damit haben die Deutschen den Franzosen die Kontrolle über das Entstehen der neuen Währung mehr und mehr aus der Hand genommen." "Wir" Deutsche dürfen also zufrieden sein, oder?…

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Doppelte Lottchen wie du und ich

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Wie das Klonen von Menschen in den Medien zur Normalität wird. Von Dorothee Obermann, erschienen in DISS-Journal 2 (1998) "Sie würden sie für eineiige Zwillinge halten", fuhr Jeannie fort, "und sie haben ja auch tatsächlich eine identische DNS, aber alle acht wurden von verschiedenen Müttern geboren! Ich beschäftige mich schon seit längerem mit Zwillingsforschung. Als ich bei meiner Arbeit auf Zwillinge stieß, die nicht die gleiche Mutter hatten, konnte ich mir zunächst überhaupt keinen Reim darauf machen. Ich ging der Sache nach und kam dann dieser schändlichen Geschichte auf die Spur." Eine Szene aus Ken Folletts Thriller "Der dritte Zwilling". Jeannie, eine Wissenschaftlerin, entlarvt darin eine Gentechnologiefirma, die Menschen klont. Was Follett noch als Science-fiction präsentiert, rückt näher: In den Medien wird die bisher noch ablehnende Haltung gegen das Klonen langsam aufgeweicht. Klonierte…

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