Die Europäische Person

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 … auf dem Weg von Paris nach Lissabon. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Als die UNESCO im November 1997 in Paris ihre Erklärung zum menschlichen Genom ((Universal Declaration on the Human Genome and Human Rights [http:// unesdoc.unesco.org/images/0010/ 001096/109687eb.pdf])) verabschiedete, erhielt ein Stolperstein der angelsächsischen Praktischen Philosophie weltweiten Rechts-Status. Wer dort nämlich als human being [Mensch] geführt wird, sollte hinsichtlich seiner Menschenrechte auf der Hut sein, gilt doch ein human being als überwiegend biologischer Minimalstatus des Menschen, d.h. nur eingeschränkt als Vertragspartner, bzw. als Träger von Menschenrechten. Besser haben es jene, denen der Status einer – insbesondere im Kopf – voll ausgestatteten person und damit volle Menschen- (bzw. Personen-) Rechte zuerkannt werden. Dass dabei die Herrschaft der einen (der Personen) über die anderen durchaus mitgedacht ist, unterstrichen insbesondere die US-amerikanischen Vertreter…

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Werden wir alle Unternehmer?

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Von Hans Uske. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) „Der Unternehmer“ war einmal ein umstrittenes Wesen. Einerseits Garant dafür, dass die Freie Marktwirtschaft „Wohlstand für alle“ (Ludwig Erhard) produzierte, andererseits aber auch ein ständiges Ärgernis, weil er für soziale Missstände verantwortlich gemacht wurde. Viele wollten ihn bändigen, einige sogar abschaffen. Wer in den 70er Jahren rhetorisch gegen die Unternehmer zu Felde zog, konnte sicher sein, dass die negativen Konnotationen, die diese Herren umgaben, ihm einen Teil der Argumentationslast abnahmen. Denn vor dem inneren Auge erschien ein parasitäres Wesen, das sich von der Ausbeutung seiner Arbeiterinnen und Arbeiter ernährt, häufig in Form eines dicken Mannes mit Zigarre. Dieses Bild hat sich gründlich gewandelt. Wer heute die entsprechende Funktion im Sozialdiskurs bezeichnen will, muss zu anderen Figuren greifen, etwa der „Heuschrecke“ oder dem „gierigen Manager“. Unternehmer…

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Die NPD ist keine Partei wie jede andere

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 Von Martin Dietzsch. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Die Innenminister der Länder und des Bundes haben Frühjahr 2008 mehrheitlich gegen ein neues NPD-Verbotsverfahren ausgesprochen. Das ist nicht überraschend, aber deshalb nicht weniger fatal. Die NPD ist keine Partei wie jede andere. Sie ist auch nicht einfach nur »verfassungsfeindlich«. Sie kombiniert eine geschlossene, menschenverachtende Weltanschauung mit Einschüchterung und Gewalt, und sie nutzt geschickt die Schwächen des demokratischen Staates aus. Die von ihr ausgehende Gefahr wird immer noch unterschätzt. Es wächst so etwas heran, wie eine moderne NSDAP. Dass sie noch über keine talentierte Führerfigur verfügt und noch weit von den Schalthebeln der Macht entfernt ist, kann nur ein schwacher Trost sein. Die NPD ist nicht nur verfassungsfeindlich, sondern verfassungswidrig, und man muss dem Bundesverfassungsgericht nur die Chance geben, dies auch in einem Urteil festzustellen.…

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Michel Foucault

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Eine Buchbesprechung von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) An Einführungen in das Foucault’sche Denken mangelt es wahrlich nicht. Umso mehr sticht daher das Buch von Reiner Keller heraus. Neben einer soliden und gut lesbaren Darlegung der Schriften von Michel Foucault, schlägt Keller einen innovativen Pfad ein: Foucault wird von ihm als „Klassiker der Wissenssoziologie“ gelesen. Zwar wird Michel Foucault nicht als Wissenssoziologe par excellence, sondern als kritischer Stichwortgeber gedeutet, der mit seinem Denken ein bisher nicht realisiertes Potenzial für diese Bindestrich-Soziologie bereitgestellt habe. Dieses Programm ziele „auf die Erschütterungen heutiger Selbstverständlichkeiten und Gewissheiten des gesellschaftlichen Wissens und Handelns.“ In der Werkzeugkiste sind dabei u.a. die Denkfiguren des Diskurses und des Dispositivs, die neue wissenssoziologische Einsichten ermöglichen könnten. Reiner Keller positioniert Michel Foucault in seiner Einführung neben den „Klassikern der Wissenssoziologie“ wie…

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Populismus in Geschichte und Gegenwart

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Buchbesprechung von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Der Begriff des Populismus wird, insbesondere in den Massenmedien, aber nicht nur dort, zunehmend inflationär und in aller Regel pejorativ verwendet, obwohl er ja dazu geeignet ist, den Willen des Volkes, des Populus zu benennen. Das vorliegende Buch diskutiert dieses Problem einmal auf diskurstheoretischem Hintergrund – wobei die Auseinandersetzung Jürgen Links mit den Thesen von Ernesto Laclau besondere Hervorhebung verdient –, zum anderen historisch und zum dritten international (amerikanische und europäische Populismen). Damit ist dieses lesenswerte Buch nicht nur dazu geeignet, einen Begriff zu problematisieren, sondern Grundannahmen modernen Demokratieverständnisses in Bewegung zu bringen. Der Mitherausgeber dieses Bandes, Frank Unger, profunder Kenner des usamerikanischen Fundamentalismus, Referent auch auf DISS-Colloquien und Autor in DISS-Publikationen, ist kurz nach Fertigstellung dieses Bandes verstorben. Wolf- Dieter Narr widmet ihm…

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Brüche und Kontinuitäten von Antisemitismus

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Eine diskursanalytische Perspektive. Von Regina Wamper und Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 17 (2008) Auch innerhalb der historischen und aktuellen Antisemitismusforschung wird in jüngerer Zeit zunehmend diskursanalytisch gearbeitet. Dies ist auch deshalb begrüßenswert, weil eine diskurstheoretische Perspektive einen Beitrag dazu leisten kann, offene Forschungsfragen der Antisemitismusforschung anzugehen. Diskursanalyse arbeitet auf der Ebene der Erfassung soziokultureller Wissensbestände. In Bezug auf „Judenbilder“ ist so möglich, die spezifischen Strukturen und heterogenen kognitiven Muster in ihrer historischen und gesellschaftlichen Genese nachzuzeichnen und sie in ihrem Kontext zu erfassen, der ihre Bedeutung wesentlich konstituiert. Im Folgenden soll daher skizzenhaft eine solche Perspektive in Bezug auf die innerhalb der Forschung diskutierten (Dis-)Kontinuitäten des Antisemitismus eingebracht werden. Diese Frage hängt eng mit der Debatte um einen „Neuen Antisemitismus“ zusammen. So wie aktuell über eine grundlegende Veränderung antisemitischer Diskurse debattiertt wird,…

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Die Zweite Intifada in deutschen Printmedien

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Von Siegfried Jäger und Margarete Jäger Erschienen unter dem Titel „Die Nahost-Berichterstattung zur Zweiten Intifada in deutschen Printmedien“ in: Siegfried Jäger / Franz Januschek 2004: Gefühlte Geschichte und Kämpfe um Identität, Münster, 147-168. Unsere Untersuchungen der Medienberichterstattung zur Zweiten Intifada haben ein lebhaftes Medienecho hervorgerufen, ein primär negatives, erschrecktes, aufgeschrecktes, polterndes bis denunziatorisches. Es denunzierte nicht nur unsere Ergebnisse nahezu unisono, nicht nur die von uns angewandten Verfahren, sondern in einer Reihe von Fällen auch die an der Untersuchung beteiligten WissenschaftlerInnen und Institutionen. ((Das Projekt wurde geleitet von Margarete Jäger und Siegfried Jäger. Weitere Mitarbeiter waren Gabriele Cleve, Ina Ruth, Frank Wichert und Jan Zöller. Die Langfassung der Studien in inzwischen im Münsteraner LIT-Verlag erschienen (S. Jäger / M. Jäger 2003).)) Andreas Disselnkötter hat in der Zeitschrift Tribüne kritisch referiert, wie die Medien…

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Der NATO-Krieg in Jugoslawien in den Printmedien

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Eine Einleitung Von Siegfried Jäger und Margarete Jäger Erschienen in: Margarete Jäger / Siegfried Jäger (Hg.) 2002: Medien im Krieg. Der Anteil der Printmedien an der Erzeugung von Ohnmachts- und Zerrissenheitsgefühlen, Duisburg, 11-27 Troubadoure im Widerspruch. Zwischen Ratlosigkeit und Akzeptanzbeschaffung für moderne Kriege. Eine diskursanalytische und prinzipielle Vorüberlegung Medien im Krieg: das ist ein Thema, das seit langem die Gemüter bewegt. Insbesondere seit dem Vietnamkrieg, bei dessen Verlauf und für dessen Ende die Medien eine herausragende Rolle gespielt haben, ((Vgl. dazu Greiner 2001 oder auch Ignatieff 2001, 174ff.)) aber auch seit dem Golfkrieg und den verschiedenen militärischen Interventionen etwa in Somalia und auf dem Balkan wurde die Rolle der Medien im Krieg thematisiert und diskutiert. ((»Zwischen Golfkrieg und Kosovokrieg wurden die politischen Weichen gestellt für eine veränderte sicherheitspolitische Präsentation der neuen Bundesrepublik.« (Greiner…

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Entre las culturas: caminos fronterizos en el análisis del discurso

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Von Siegfried Jäger, erschienen in: Discurso & Sociedad, Vol 2(3) 2008, S. 503-531. [Spanische Übersetzung des Textes "Zwischen den Kulturen: Diskursanalytische Grenzgänge, in: Andreas Hepp / Rainer Winter (Hg.): Kultur - Medien - Macht, 3. Aufl. Wiesbaden 2006, S. 327-365"] Resumen: Este artículo enfoca sobre la cuestión de las condiciones de desarrollo de las sociedades multiculturales pacíficas y cuales barreras deben ser cruzadas en tal desarrollo. Esta cuestión se plantea dentro de un marco teórico discursivo inspirado por el filósofo francés Michel Foucault. Según este marco, el mundo, expuesto a la política de la globalización, debe ser comprendido como un "enjambre" o “hormigueo” (Alemán: “Gewimmel”) discursivo que produce las pautas aplicadas en la construcción de la realidad. De tal manera, se hacen explícitas las dificultades confrontadas por las sociedades multiculturales, y al mismo tiempo se…

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Missverstandene Eindeutigkeit

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Anmerkungen zu einer Rede von Günther Oettinger. Von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 16 (2007) Als der baden-württembergische Ministerpräsidenten Günther Oettinger mit geschwollener Brust in seinem Epitaph auf seinen Amtsvorgänger und ehemaligen NS-Richter Hans Filbinger verkündete: „[Er] war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes“ ((http://www.baden-wuerttemberg.de/ fm/1899/Rede_Oettinger_Staatsakt_ Filbinger110407.pdf (11.09.2007) )), schwante einigen Trauergästen im Freiburger Münster, dass diese plötzliche Gesinnungsschau wohl versöhnlich gemeint war, aber alles andere als das war und sein würde. Überraschen konnte es sie indes nicht, denn Oettinger lässt bekanntlich kaum ein Fettnäpfchen aus, zumal er als Mitglied der pflichtschlagenden Landsmannschaft Ulmia Tübingen wohl auch eher einen Faible fürs Grobe statt für filigrane Politik hat – so auch in seiner Trauerrede. Filbinger sei kein Nationalsozialist gewesen. Das hätten ihm wahrscheinlich viele seiner Gesinnungsgenossen unterschrieben und ihn anschließend…

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