Das Wissen der Leute

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Bioethik, Alltag und Macht im Internet. Rezension von Dorothee Obermann-Jeschke. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Wie denken die Leute auf der Straße u. a. über Klone, Gentests und Behinderung? Diesem „Alltagswissen“ in der bioethischen Diskussion eine Öffentlichkeit zu geben, ist das Ziel des von der „Aktion Mensch“ koordinierten Internetforums „1000 Fragen zur Bioethik“. In der vorliegenden Studie „Das Wissen der Leute“ werten Anne Waldschmidt, Anne Klein und Miguel Tamayo Korte die Beiträge dieses Internetforums quantitativ und qualitativ aus. Dabei berücksichtigen sie besonders partizipationstheoretische und wissenssoziologische Aspekte. Um das umfangreiche Corpus auswerten zu können, entwickelt das Forschungsteam einen innovativen Methoden-Mix aus Qualitativer Inhaltsanalyse, grounded theory und der Interdiskurstheorie Jürgen Links. In der Vielfalt von Beiträgen expliziert es eine spezifische Diskursordnung: Im Forum haben die Beteiligten im Gegensatz zu den Spezialdiskursen der Fachwissenschaften die Möglichkeit,…

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Widerstand denken

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Michel Foucault und die Grenzen der Macht. Rezension von Regina Wamper. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Vielseitig, in sich stimmig und kritisch werden Foucault’sche Widerstandskonzeptionen in dem von Daniel Hechler und Axel Philipps herausgegeben Sammelband „Widerstand denken“ diskutiert. Auf der Folie der Machtkonzeption Foucaults wird in den Beiträgen der Frage nachgegangen, wie Widerstand denkbar ist, wo er anfängt und wo er seine Grenzen findet. Ergänzt wird die gelungene, theoretische Ausarbeitung durch „Analysen von Widerständigkeiten“. Alt ist inzwischen der Anwurf gegen Foucault und andere poststrukturalistische Intellektuelle, ihre Subjekttheorien böten keinen Ort für Widerstände, keine Ausgangspunkte, keine Möglichkeiten. Ebenso alt ist die Foucaultrezeption, die seine Machttheorie übersieht und so der Diskurstheorie ihre politische und kritische Einbettung nimmt. Gegen beide Rezeptionsansätze wendet sich dieses Buch: Es wird nicht nur herausgearbeitet, dass Widerstand möglich sein kann, sondern…

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Vom Diskurs zum Dispositiv

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Einführung in die Dispositivanalyse. Eine Rezension von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Es gibt in den gegenwärtigen Gesellschafts- und Sozialwissenschaften nur selten Publikationen, die „theoretisches Neuland“ betreten. Das 2008 erschienene Buch „Vom Diskurs zum Dispositiv“ tut dies. Das mag verwundern, gehören doch die Vokabeln Diskurs und Dispositiv mittlerweile fest zum Jargon des Feuilletons und des hegemonialen Kulturbetriebs. Andrea Bührmann und Werner Schneider präsentieren eine Einführung in die Dispositivanalyse, die durch ihre wissenschaftstheoretische und methodische Kompetenz überzeugt und einen umfassenden Überblick über die bisherige Forschung gibt, die sich an den Foucault'schen Dispositiv-Begriff anlehnt. In den ersten beiden Kapiteln (1. Diskursforschung und Dispositivkonzept, 2. Das Dispositivkonzept als Forschungsperspektive) rekapitulieren die Autoren bisherige Ansätze, um den Dispositiv-Begriff für eine empirische Forschung fruchtbar zu machen und befragen anschließend zentrale diskurstheoretische Konzepte wie ‚Diskurs’, ‚Wissen’ und…

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Methoden der Diskurslinguistik

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Sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene. Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Die positive Entwicklung der Diskursanalyse zeigt sich auch in dem Methodenreader, der bereits kurze Zeit nach dem Band „Diskurslinguistik nach Foucault“ im gleichen Verlag von Ingo Warnke herausgegeben worden ist und auf den ich im „Foucault Handbuch“, hg. von Kammler/Parr/Schneider, im Kapitel (Die Rezeption Foucaults in der .Sprachwissenschaft.) bereits ausführlich eingegangen bin. Der Schwerpunkt des hier vorzustellenden Bandes liegt bei der Frage einer angemessenen Methode der Diskurslinguistik, die im einleitenden Kapitel von den Herausgebern ausführlich zu beantworten versucht wird und eine Fülle bedenkenswerter Anregungen enthält. Das Konzept bezeichnet sich als Diskurslinguistische Mehrebenen-Analyse und figuriert unter dem griffigen Kürzel DIMEAN. Was ist gemeint? Gemeint sind systematische Analyseschritte als Stufen empirischer Analyse von der Erstlektüre über eine intratextuelle Ebenenzuordnung (textorientierte…

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Integrationsblockade Sarrazin

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Ein Kommentar von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Zugegeben – im DISS hat das wochenlange Blätterrauschen volle Aktenordner, vor allem aber mentale Spuren hinterlassen: Die DISS-Journal-Redaktion bestreikt den Casus Sarrazin! Aber nicht, weil er Teil des biologistischen, rassistischen und sozialdarwinistischen Diskurses ist und Herr Sarrazin, wie andere vor ihm, der gesellschaftlichen Mitte gerade eine neue Dosis an rechtslastiger Ausgrenzungsrhetorik verabreicht hat. Wir möchten stattdessen vor der Inszenierung und ihren Nötigungen einige Fragen und Ansichten in Sicherheit bringen, die zum Gegendiskurs taugen. Was zum Beispiel bedeutet es, dass Sarrazins atemloses Gerede, das an eine Sitzung beim Friseur erinnert, auf über einem Dutzend Seiten in Lettre International abgedruckt wurde und sich dieses Medium der Debatten zum Forum der Geschwätzigkeit entwickelt hat? Was befähigt jemanden, dessen wissenschaftliche Bildung offenbar vom Boulevard der 70er und…

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Es geht um Öffentlichkeit

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Horst Pöttker im Gespräch über das „Zeitungszeugen“-Projekt. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Darf man das? Seit der britische Verleger Peter McGee unter dem Titel „Zeitungszeugen“ in Deutschland Reprints von Zeitungen aus der Zeit des Nationalsozialismus verkauft, ist eine neue Debatte über den Umgang mit NS-Quellen entbrannt. Nach einem knappen Jahr voller Auseinandersetzungen, mehreren Gerichtsprozessen, und über 40 veröffentlichten Ausgaben ist es Zeit für ein erstes Fazit. Der Dortmunder Medienwissenschaftler Prof. Dr. Horst Pöttker ist wissenschaftlicher Berater des „Zeitungszeugen“-Projekts. Im DISS-Journal spricht er über publizistische Verantwortung, über das Verhältnis von Wissenschaftlichkeit und Kommerz und über die Frage, ob man NS-Geschichte .erlebbar. machen sollte. Das Interview führte Rolf van Raden. DISS-Journal: Herr Pöttker, Anfang Oktober hat das Oberlandesgericht München in zweiter Instanz entschieden: Die Zeitungszeugen dürfen weiter erscheinen. Der Freistaat Bayern hatte keinen Erfolg mit…

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Amok-Diskurse: Veranlagung, Verbrechen, psychische Krankheit?

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Deutungshoheit über das Unerklärbare. Von Rolf van Raden. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) „Familien gegen Killerspiele“ – unter diesem Motto wollte das Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden im Oktober 2009 Computerspiele einsammeln und anschließend vernichten. Das Angebot wurde zwar kaum angenommen, sicherte jedoch bundesweite Aufmerksamkeit für das Anliegen der Elterninitiative: Die gesellschaftliche Ächtung von so genannten Killerspielen. Das Verbot von Spielen, die das Töten von Menschen realitätsnah simulieren, ist ebenfalls eine von 83 Empfehlungen des vom Land Baden-Württemberg eingesetzten Expertenkreises Amok – und wahrscheinlich die in der Öffentlichkeit am meisten diskutierte. Welche politisch-sozialen Konsequenzen nach einer Gewalttat gefordert werden, das ist die eine Sache. Die andere ist, wer sich aus welcher Position heraus zum Thema äußert. Geht es um eine Bewertung der längerfristigen gesellschaftlichen Folgen von Amok-Debatten, sollte beides im Blickfeld stehen. Der Expertenkreis Amok…

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Der alte Himmel und die alte Erde

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Die Enzyklika Caritas in Veritate empfiehlt die Marktwirtschaft und das gemütliche Jenseits. Von Jobst Paul. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Die Tradition Während in gesellschaftspolitischen Debatten gern auf die ‚katholische Soziallehre’ als Institution des Katholizismus verwiesen wird, meint Erzbischof Giampaolo Crepaldi ((Seit Juli 2009.)) als Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, dass „die Sozialethik nicht als Teil der kirchlichen Tradition“ gelte. ((Crepaldi, Giampaolo, Awaiting the new Encyclical of Benedict XVI. In: International Observatory Cardinal Van Thuân (http://www.vanthuanobservatory.org) vom 21. Januar 2009.)) Im Januar 2009 und mit Blick auf eine neue Sozial-Enzyklika von Papst Benedikt XVI. erinnerte Crepaldi daran, dass das Lehramt in der Vergangenheit nur zögernd, bzw. mit Verzögerung sozialethische Verantwortung übernommen hätte. Eine ‚Tradition’ der katholischen Soziallehre gebe es erst seit der Enzyklika Rerum Novarum aus dem Jahr 1891, in…

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Antisemitische Phantasmen im Internet

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Von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Die antisemitische Projektion, dass Juden (zuviel) Einfluss auf Politik, Ökonomie und Medien hätten, gehört zum Kern des gegenw ärtigen Judenhasses. In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2007 stimmten insgesamt 33% der Teilnehmer der Frage zu: „Die Juden haben auf der Welt zuviel Einfluss.“ Dieses Ergebnis macht nachdenklich, auch wenn es sich dabei nicht um eine repräsentative Studie handelt. Doch an Gelegenheiten, jene Facette des antisemitischen Ressentiments zu beobachten, fehlt es nicht. In jüngster Vergangenheit war zum Beispiel der sogenannte „Madoff- Skandal“ ((Ende 2008 wurde bekannt, dass der US-amerikanische Börsen- und Finanzmakler Bernard Madoff mit Hilfe eines Investmentfonds insgesamt über 65 Milliarden Dollar veruntreut hatte. Juni 2009 wurde er zu 150 Jahren Haft verurteilt. Der .Madoff-Skandal. gilt als einer der größten Fälle von Wirtschaftskriminalität…

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Der Kollaps der SPD, das Beben der Normalität und die neue Lage

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Von Jürgen Link. Erschienen in DISS-Journal 18 (2009) Um es im Kollektivsymbol des medizinischen Körpers auszudrücken: Die SPD hat einen „Kollaps“ erlitten. Wobei SPD meint: ihre Rolle als (hegemoniale) „Volkspartei der linken Mitte“ seit dem Godesberger Programm ist kollabiert. Das wiederum bedeutet die größte Denormalisierung des politischen Systems der Bundesrepublik seit Godesberg. Das zeigt sich daran, dass die Sieger sichtlich fast mehr über den Kollaps der SPD entsetzt sind, als sie sich über ihren Triumph freuen. Schon propagieren mehrere „Stimmen der öffentlichen Meinung“, die bis gestern noch kräftig an der Verteufelung der Linkspartei als angeblich „extremistisch“ mitgestrickt haben, darunter ein in der Wolle gefärbter neoliberaler Haudegen wie Ulrich Reitz von der WAZ, als neue Perspektive eine „Wiedervereinigung“ von SPD und Linkspartei – natürlich unter den Auspizien eines (rein symbolischen) „Linksrucks“ der Rest-SPD (von…

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