Laufende und abgeschlossene Projekte des DISS

 

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Medien-Berichterstattung über Straftäter ausländischer und deutscher Herkunft (1997)

 

Daß Berichte über kriminelle Ausländer in der Presse dazu beitragen, ohnehin vorhandene Vorurteile gegenüber Einwanderern und Flüchtlingen zu bestärken und zu verfestigen, ist nicht umstritten. Umstritten ist allerdings, ob und wie sich solche Effekte vermeiden lassen.

Um diese Frage jedoch umfassend klären zu können, ist es zunächst erforderlich zu untersuchen, in welcher Weise sich die Berichterstattung über Straftäter ausländischer Herkunft von der über Straftäter deutscher Herkunft überhaupt unterscheidet. Auf dieser Grundlage lassen sich dann Vorschläge entwickeln und diskutieren, wie die rassistische Aufladung des Diskurses vermieden werden kann ohne die journalistischen Sorgfaltspflicht in diesem Sektor zu verletzen. Dieser Zusammenhang war Gegenstand eines Forschungsprojektes, das im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW (MASSKS) durchgeführt wurde.

Bereits der geläufige Begriff von der „Ausländerkriminalität“ weist auf bedenkliche Strukturen in diesem Feld hin, legt er doch den Schluß nahe, Kriminalität, wenn sie von Ausländern begangen wird, habe ursächlich mit ihrem Status als Ausländer zu tun. Diskuranalytisch betrachtet, geht es hier um einen Teil des Einwanderungsdiskurses, der sich mit dem Kriminalitätsdiskurs in Deutschland verschränkt.

Um den Stellenwert der Berichte über kriminelle Einwanderer und Flüchtlinge genau verorten zu können und um der Verschränkung von Einwanderungs- und Kriminalitätsdiskurs gerecht zu werden, wurde die gesamte Berichterstattung über kriminelle Delikte in sechs Printmedien für einen Zeitraum von drei Monaten in der Untersuchung berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund wurde die Fragestellung darauf fokussiert, wie der Mediendiskurs mit dem Problem umgeht, daß Straftaten, die von ausländischen Personen begangen werden, zusätzlich in einen rassistischen Diskurszusammenhang eingebunden werden.

Es zeigte sich, daß nahezu die Hälfte Artikel über kriminelle Delikte keine Hinweise auf die Nationalität oder Herkunft der Täter enthielt. Dort, wo solche Tätermarkierungen vorgenommen wurden, waren die Unterschiede in der Darstellung von deutschen und nicht-deutschen Straftätern allerdings erheblich. Insgesamt mußte festgestellt werden, daß die Berichterstattung den Eindruck nahelegt, von Ausländern gehe eine besondere Gefährdung der deutschen Gesellschaft aus.

Auf der Grundlage der Ergebnisse wurden Vorschläge formuliert, wie solche Diskriminierungen bei der Kriminalitätsberichterstattung vermieden werden können. Nach mehreren Workshops mit Journalistinnen und Journalisten wurden diese Vorschläge modifiziert und veröffentlicht.

Die Ergebnisse des Projekts sind veröffentlicht in: Margret Jäger, Gabriele Cleve, Ina Ruth, Siegfried Jäger: Von deutschen Einzeltätern und ausländischen Banden. Medien und Straftaten.

(MitarbeiterInnnen: Margret Jäger, Gabriele Cleve, Ina Ruth, Siegfried Jäger)

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Copyright © 2000 Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
Stand: 10. August 2006