Gezeichneter Geist

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Eine Rezension von Torsten Bewernitz. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 59-60 Wie zeichnet man eigentlich einen Foucaultschen Diskurs? Diese Frage hat sich dem Rezensenten unmittelbar gestellt, als er von dem Projekt einer „Philosophie für Einsteiger“ über das Werk Michel Foucaults hörte. Einen Diskurs zu malen, das sei vorweggeschickt, haben auch Ruffing und Lorenz sich dann nicht getraut. Allerdings ist der „Diskurs“ zwar der bekannteste, bei weitem aber nicht der einzige, und vielleicht nicht mal der relevanteste Begriff in den Theorien Michel Foucaults. Die von Foucault als „archäologisch“ bezeichnete Diskursanalyse wurde später von ihm durch die eher als „genealogisch“ zu bezeichnende Dispositivanalyse erweitert. Das Dispositiv erläutert Reiner Ruffing als „Zusammenspiel von Macht und Wissen“ (45), neben der reinen „Rede“, dem Text, der im Diskurs analysiert wird, treten hier „Institutionen, Sitzordnungen, Lehrsätze, Redeordnungen [...]“ (77).…

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Konstruktionen für den Krieg?

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Eine Rezension von Andrea Nachtigall. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 61-62 Torsten Bewernitz untersucht die Darstellungen von „Nation“ und „Geschlecht“ innerhalb der printmedialen Berichterstattung über die kriegerischen Ereignisse im Kosovo im Jahr 1999. Dabei verweist die Titel-Frage bereits auf eine spezifische Funktion, die mit den Darstellungsmustern einhergehen kann. Bestimmte Vorstellungen und Konstruktionen von Nationalität und Geschlechterverhältnissen beeinflussen und lenken die Wahrnehmung des Kriegsgeschehens insgesamt. Sie können dazu beitragen, kriegerisches Handeln plausibel zu machen, zu begründen oder zu legitimieren – und müssen in diesem Sinne als ‚Konstruktionen für den Krieg’ bezeichnet werden, insbesondere dann, wenn sie sich in politischen Handlungen manifestieren. Denn, so fragt Bewernitz weiter: „Wie wirkt sich die Konstruktion von Identitäten auf gesellschaftliches Handeln und das konkrete Handeln politischer Akteure aus?“ (17). Torsten Bewernitz liegt mit seiner Publikation voll im Trend. Seit…

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Kriegsdenkmäler als Lernorte friedenspädagogischer Arbeit

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Von Martin Dietzsch. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 63 Heiner Geißler sorgte kürzlich für mediale Aufregung, als er die Siegessäule in Berlin, die die Siege Preußens über Dänemark, Österreich und Frankreich feiert, als „dümmstes Denkmal Deutschlands“ und als „ein Symbol für Nationalismus und Militarismus“ bezeichnete. Er sprach sich für eine Umgestaltung aus und forderte zugleich, endlich des von Rechten ermordeten ersten Finanzministers der Weimarer Republik, Matthias Erzberger, zu gedenken, nach dem in Berlin nicht einmal eine Straße benannt ist. Man kann sicher darüber streiten, ob der Superlativ in Bezug auf die Siegessäule angebracht ist und ob nicht andere pejorative Attribute als „Dummheit“ angebracht wären. Geißler erklärte, er habe eine Diskussion über preußisch-militaristische Denkmäler in Deutschland anstoßen wollen. Die teilweise heftigen, ja sogar entsetzten Reaktionen auf Geißlers Anstoß sind Indiz dafür, dass es sich…

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Wir haben noch viel vor!

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Ein Vierteljahrhundert Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 64 Seit 25 Jahren forscht und publiziert das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung zu gesellschaftlichen Entwicklungen im In- und Ausland. Es analysiert die Genese von sozialen und kulturellen Ordnungen, um emanzipative Ansätze für eine demokratische Praxis in Politik, Pädagogik und Journalismus zu fördern. Als gut vernetztes, aber uni-unabhängiges Institut wird es von einem gemeinnützigen Trägerverein getragen, hauptsächlich durch Drittmittel finanziert und von einem erstaunlichen ehrenamtlichem Engagement unterstützt. Durch die Reformen im Hochschulbereich ist der Handlungsspielraum des Instituts allerdings spürbar kleiner geworden. Die ökonomische Gängelung der Universitäten hat die Möglichkeiten des DISS, Drittmittel einzuloben, stark eingeschränkt. An den Hochschulen muss die fehlende grundständige Finanzierung immer häufiger durch das Einwerben von Drittmitteln ausgeglichen werden. Schlimmer noch: Die Verteilung der direkt aus…

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Beate Zschäpe in der Bild-Zeitung

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Zwischen Nazi-Braut und Nazi-Killer. Der Diskurs um Frauen im Rechtsextremismus am Beispiel des NSU. Von Anna Oelhaf. Erschienen in DISS-Journal 23 (2012), 6-10 Am 4.11.2011 begingen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall Suizid und zündeten den Wohnwagen, in dem sie sich befanden, an. Am gleichen Tag löste Beate Zschäpe eine Explosion in der gemeinsamen Wohnung aus und verschwand dann, um sich am 8.11.2011 der Polizei zu stellen. In den Überresten des Wohnwagens und der Wohnung fanden sich die Tatwaffen von neun Morden an Einwanderern bzw. Deutschen mit Migrationshintergrund und dem an einer deutschen Polizistin sowie weitere Indizien für die Täterschaft der Gruppe, die wenig später unter ihrer Selbstbezeichnung als ‚Nationalsozialistischer Untergrund‘ (NSU) bekannt wurde. Mit diesen Vorkommnissen offenbarte sich der rechtsextremistische Hintergrund der Taten, die zuvor als ‚Döner-Morde‘ verhandelt und deren…

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Von Anglo-Israelismus zu Christian Identity

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Entwicklungslinien calvinistisch-reformierter und angelsächsischer Judenfeindschaft. Von Jobst Paul. Lutherische und katholische Regionen entwickelten oft militant-abweisende Formen der Judenfeindschaft. Dagegen bildeten die calvinistisch-reformierten Regionen Europas, vor allem England und die Niederlande, in der Folge auch die amerikanischen Staaten und der Staat der Voortrekkers, der burischen Pioniere Südafrikas, paternalistische Formen der Judenfeindschaft aus. Insbesondere das Bewusstsein, die Juden als herrschendes Geschlecht bereits abgelöst und von ihnen die jüdisch-alttestamentarische Identität übernommen zu haben, beherrschte bereits die Millennialisten im Gefolge Cromwells, aber auch die niederländischen Eliten des 17. Jahrhunderts. Hinzu kam der reformierte Glaube an eine Wiederkunft des Messias in Jerusalem, wenn sich dort die inzwischen zerstreuten Juden zur Bekehrung zum Christentum versammelten. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verbanden sich damit sektiererische Theorien, die sich – meist von Großbritannien ausgehend – in den USA unter kontinental-europäischem Einfluss…

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Eine Stimme von anderswo

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Alfred Schobert (1963-2006) – eingreifender und illegitimer Intellektueller. Maike Weißpflug und Richard Gebhardt rezensieren: Alfred Schobert, Analysen und Essays. Extreme Rechte - Geschichtspolitik - Poststrukturalismus. Rezension erschienen in: DAS ARGUMENT, Ausgabe 294/2011, S. 753-756. Die Frage, wer Intellektueller ist, oder besser: was genau intellektuelle Tätigkeit sei, ist nicht zu trennen von jener anderen: wer über diese Frage mit befinden darf. (Bourdieu 1988, 346) Als Alfred Schobert überraschend im November 2006 gestorben war, schrieb Moshe Zuckermann, dieser sei »einer der luzidesten Intellektuellen der Bundesrepublik, aber auch einer der Unbekanntesten« gewesen (zit.n. Jäger 2007). Siegfried Jäger, Leiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS), widersprach dem zweiten Teil dieser Einschätzung: Schobert hatte seit 1993 für das DISS gearbeitet und dort u.a. das umfangreiche Archiv zum Neofaschismus mitaufgebaut. Er war Ansprechpartner für zahlreiche Medien, seine Expertisen vor allem zur…

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