Anerkennung und Ausgrenzung

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Deutschland als multikulturelle Gesellschaft. Rezension von Thomas Quehl. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Wer erinnert sich nicht: Kaum sprachen die einen von vermeintlicher ‘Leitkultur‘, schienen andere sich schon nicht mehr sicher, was sie mit ‘multikultureller Gesellschaft‘ eigentlich gemeint hatten. Birgit Rommelspacher zeichnet die Mechanismen nach, durch die in unserer Gesellschaft Definitionsmacht ausgeübt wird und fest umrissene Bilder des Anderen fortwährend durchgesetzt werden. Von Beginn an geht es ihr dabei um den Zusammenhang zwischen der Konstruktion von „Fremdheit“ und sozialen Hierarchien, und es ist einer der Verdienste des Buches, mit einer Fülle von Material aus unterschiedlichen Disziplinen diese Verknüpfungen symbolischer und materieller Grenzziehungen zu beschreiben und immer im Blick zu behalten. In den drei Teilen ‘Selbst- und Fremdbilder‘, ‘Kulturen im Konflikt‘ und ‘Modelle des Zusammenlebens‘ spannt Rommelspacher einen weiten Bogen, der sowohl die psychischen…

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Kulturwelt, Diskurs und Lebensstil

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Eine diskurstheoretische Erweiterung der bourdieuschen Distinktionstheorie. Rezension von Gudrun Quenzel. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Die Arbeit von Rainer Diaz-Bone kann als ein weiterer Versuch angesehen werden, den Ansatz der Diskursanalyse für soziologische Fragestellungen nutzbar zu machen. Ziel der Arbeit ist die Entwicklung einer diskurstheoretisch radikalisierten Distinktionstheorie, um das Feld der Kulturproduktion diskurstheoretisch erschließen zu können. Entsprechend ist die Arbeit in einen ersten theorieentwickelnden Teil und einen zweiten Teil, in dem die Ergebnisse am empirischen Material getestet werden, gegliedert. Gegenstand des empirischen Teils sind die Diskurse über Heavy Metal und Techno. Für die Theorieentwicklung bezieht sich Diaz- Bone auf die Diskurstheorie Michel Foucaults und den feldtheoretischen Ansatz Pierre Bourdieus, wobei letzterer in der Arbeit vorrangig als Distinktionstheoretiker ausgewiesen wird. Da der Autor davon ausgeht, dass kulturelle Wertigkeit (symbolisches Kapital) vorrangig diskursiv hergestellt wird,…

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Weltmacht USA – Ein Nachruf

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Rezension von Edzard Obendiek. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Was steht in dem viel zitierten Buch des Franzosen? Etwa dies: Nach 1945 waren die USA eine Art von römischem Imperium, d. h. eine Weltmacht mit universalem Ethos, auf Absprachen bedacht und deshalb als Schutzmacht akzeptiert. Denn es drohte die Sowjetunion. Nach der Wende hat sich auch Amerika gewendet. Es meint, nun Weltherrscher zu sein, der das universale Ethos nicht mehr nötig hat, der seine Macht brachial ausspielen, die Verbündeten vor den Kopf stoßen und militärisch überall präsent sein kann. Eine Täuschung. Ein „overstretching“. Auch deshalb, weil die US-Wirtschaft auf tönernen Füßen steht. Amerika produziert nicht, sondern konsumiert immens und bezahlt das mit den Kapitalströmen vom Ausland, die vom immer noch mächtigen Dollar angelockt werden. Amerikaner bezahlen nicht mit Produkten, sondern der Differenz anderer…

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Schwierige Freiheit

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Versuch über das Judentum. Eine Rezension von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Lévinas gilt als der bedeutendste jüdische Religionsphilosoph der Gegenwart. Sein Werk fordert einen extremen Humanismus ein und damit eine sich selbst verpflichtende Hinwendung zum anderen Menschen. Auf diesem Hintergrund erfolgen seine Besinnungen auf die Ursprünge des Judentums und seine Reflexionen über den Nationalsozialismus. Mit seinen Aufsätzen und Essays zum Thema „Schwierige Freiheit. Versuch über das Judentum“ liegt eine Vielzahl von Versuchen über jüdisches leben und Denken im 20. Jahrhundert vor, deren Lektüre Leserinnen, die sich bisher nicht oder nur am Rande mit jüdischem Denken befasst haben, nicht ohne weiteres einleuchten wird. Gibt es bei Lévinas nun einen Gott, oder gibt es ihn nicht? Heiliges und Göttliches und Menschliches zusammenzudenken, als Einheit zu betrachten, ist uns zumeist christlich sozialisierten Menschen…

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Jean Paul Sartre – Der Philosoph des 20. Jahrhunderts

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Eine Rezension von Jens Zimmermann. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) „Was für den Stalinismus gilt, gilt mutatis mutandis auch für seine asymmetrische Dublette, den Nationalsozialismus.“ In einer über 600 Seiten starken Biographie versucht Bernard-Henri Lévy das vielfältige und ereignisreiche Leben von Jean Paul Sartre nachzuzeichnen. Die außergewöhnliche Beziehung zwischen Sartre und Simone de Beauvoir, Sartre – der Autor von Theaterstücken und Drehbüchern, von Romanen, Dramen, Essays und Vorworten, der politische Journalist und Herausgeber von Les temps modernes. Das spannende Leben des „totalen Intellektuellen“, der „Regisseur auf allen Bühnen“ ist und „auf allen Registern“ spielt, wird von Lévy interessant und anregend erzählt. Sartre – der Philosoph, dessen Werk in eine frühe und eine späte Phase unterschieden wird – den Sartre um Das Sein und das Nichts und den Sartre um die Kritik der dialektischen…

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Geschichte schreiben mit Foucault

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Buchempfehlungen von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Wie die germanistische Sprachwissenschaft (im Unterschied zur Literaturwissenschaft) tut sich auch die Geschichtswissenschaft schwer, Foucaults Diskurstheorie und seine Analysetechniken zur Kenntnis zu nehmen und für eigene Analysen fruchtbar zu machen. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass die Geschichtswissenschaft dies schon viel länger tut. Aber wie die hier angezeigten Bände beweisen: Sie tut es. Achim Landwehrs Einführung in die historische Diskursanalyse gibt einen Überblick über den Forschungsstand, sie beleuchtet wissenschaftsgeschichtliche und theoretische Grundlagen, stellt ein methodisches Verfahren vor und illustriert dieses Verfahren anhand von Studien, die es dazu bereits gibt. Michael Masets Dissertation setzt sich vor allem mit den Kritikern an Foucault auseinander (besonders Jörn Rüsen), arbeitet die Unterschiede des sich auf Foucault berufenden Ansatzes historischer Analyse zu traditionellen Verfahren der Geschichtswissenschaft heraus, begründet…

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Die gegenwärtige Politik ist nicht alternativlos

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Interview mit Prof. Dr. Gerhard Bäcker zum Aufruf „Sozialstaat reformieren statt abbauen“. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) DISS-Journal: Der Aufruf „Sozialstaat reformieren statt abbauen“ ist von einer Reihe namhafter Wissenschaftlerinnen aus dem sozialwissenschaftlichen und ökonomischen Sektor unterzeichnet worden. Kannst Du kurz die Eckpunkte skizzieren und markieren, an welchen Stellen er sich von der traditionellen gewerkschaftlichen Position unterscheidet? Gerhard Bäcker: Der Aufruf ist initiiert und verbreitet worden in Reaktion auf die von der rot-grünen Bundesregierung im März dieses Jahres vorgelegten, mit „Agenda 2010“ umschriebenen Maßnahmen zum Ab- und Umbau des Sozialstaates. Er bezieht sich aber nicht im Detail auf die einzelnen Kürzungen und Einschnitte, sondern auf die Argumentationslinien, die die Politik, die Medien und die wissenschaftlichen Beratungsgremien seit langem beherrschen. Diese Mainstream-Argumentation - bis weit in die Grünen und die Sozialdemokratie hinein - basiert…

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Die Normalisierung der Armut

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Von Ursula Kreft und Hans Uske. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Armut ist bei uns besiegt. Der Sozialstaat hat sie abgeschafft, verbannt in die dritte Welt und in die Geschichten der Großeltern. Dies war bisher einer der Grundpfeiler des deutschen Sozialdiskurses, selbst dann noch, als der Sozialstaat ins Gerede kam. Es ging ja immer noch um seine „Gesundung“, um seinen „Umbau“. Auch die ständigen Warnungen von Oppositionspolitikern vor dem „Sozialabbau“ und vor „Armut“ waren Teil dieses gesellschaftlichen Konsenses. Auf den Wahlplakaten der SPD in den 90er Jahren drohten daher noch Zahnlückenträger vor den unsozialen Folgen der Unionspolitik. Heute findet Rot-Grün nichts dabei, Mut zur Zahnlücke zu zeigen und die Zahnarztkosten für Familien zu vervielfachen. Andererseits: Aus dem „Mut zur Krücke“ wurde - vorerst - nichts. Den Vorschlag des Vorsitzenden der Jungen Union, Hüftoperationen…

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Paradoxe Entschärfungen im Interesse der Nation

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Der Einwanderungsdiskurs nach dem 11.09.2001 ((Zusammenfassung eines Vortrags auf dem 9. Bundeskongress für politische Bildung am 07.03.2003 in Braunschweig. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse eines diskursanalytisch verfahrenden Projekts ist in erschienen in: Schobert, Alfred / Jäger, Siegfried (Hg.): Mythos Nation: Fiktion mit Folgen, Münster: Unrast, 167-189)). Von Siegfried Jäger. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Es ist vielfach vermutet worden, dass sich der Einwanderungsdiskurs nach den Terroranschlägen vom 11.09.2001 erheblich verschärfen würde. Befürchtet wurde, dass sich dieses schreckliche Ereignis auf das allgemeine Bild der Einwanderer, insbesondere islamischer Herkunft, äußerst negativ auswirken würde. So heißt es etwa im jüngsten Jahresbericht der „Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ (EUMC) (laut FR vom 11.12.2002), die „Fremdenfeindlichkeit“ nehme in Europa zu, die Medien berichteten oftmals wenig differenziert über Ausländer und tolerierten rechtsextremistische Äußerungen. Fremdenfeindlichkeit habe nach…

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Ohne Lobby.

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Ein Antidiskriminierungsgesetz für Deutschland. Von Hartmut Reiners. Erschienen in DISS-Journal 12 (2004) Rechtliche Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung sind Menschenrechte und damit Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft. In diesem Sinne hat die Europäische Union ein deutliches Signal zur Verbesserung des Rechtschutzes der von Diskriminierung Betroffenen gesetzt. Dies geschah auf der Grundlage des Artikels 13 des EG-Vertrages in der Fassung des Amsterdamer Vertrages mit den EU-Richtlinien zur Gleichbehandlung „ohne Unterschiede der Rasse ((Der Begriff „Rasse“ ist insbesondere in einem Antidiskriminierungsgesetz fehl am Platz und sogar Teil des Problems, zumindest im deutschen Sprachraum. Im internationalen, besonders im englischsprachigen Sprachgebrauch wird „Rasse“ als politische Kategorie verwendet und bezeichnet die Zielgruppe von Rassismus und fand deshalb Eingang in den Richtlinientext. Im deutschsprachigen Raum hingegen wird Rasse ausschließlich als biologisches Konzept verwendet. Die Verwendung des Begriffes stellt somit…

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