Der Markt und die Schule

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Von Helmut Kellershohn, erschienen in DISS-Journal 5 (2000) Von Ranke stammt bekanntlich der Satz: „jede Epoche ist unmittelbar zu Gott". Der neoliberale Zeitgeist heute fordert dagegen nichts weniger, als daß jedes Individuum unmittelbar zum Weltmarkt sei - nicht bloß in einem praktischen, sondern selbstverständlich auch in einem moralischen Sinne. Vermutlich wird ein Schüler heutigen Tages in seiner schulischen Karriere von Ranke recht wenig oder gar nichts erfahren. Daß der Weltmarkt jedoch wie ein Damokles-Schwert über seinem Haupte schwebt, wird ihm bei einigermaßen vorhandener Wachheit zu einer bereits geläufigen Alltagsweisheit geworden sein. Falls nicht empfehlen wir dringend Weckamine der verschiedensten Art, z.B. einen Blick auf folgenden Vorgang. Die Kultusministerkonferenz verkündete am 28.6.1997: „Der Stand in den mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern ist wesentlicher Indikator für das Leistungsvermögen und die Wettbewerbsfähigkeit einer Gesellschaft." Man wünsche, daß…

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Rußland = NATO + Milosevic?

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Die Medien und der Krieg in Tschetschenien. Von Jürgen Link, erschienen in DISS-Journal 5 (2000) Ganz zu Beginn des 2. Tschetschenienkrieges meldeten deutsche Medien noch die Parallele zum NATO-Krieg gegen Serbien: "Rußlands Generäle spielen NATO", untertitelte damals noch die "Zeit", wenn auch bereits süffisant-ironisch (30.9.1999), und die FAZ kommentierte am gleichen Tage: "Die NATO als Vorbild? (...) Angeblich lehnt man sich an das ‘Vorbild’ der Nato und ihren Kosovo-Krieg an. Ob die Russen jedoch überhaupt in der Lage sind, solche chirurgischen ‘Schnitte’ zu tun, ist fraglich. Sogar den Amerikanern misslang da einiges, nicht nur im Golfkrieg, sondern auch noch in Jugoslawien. Oder wollen die russischen Militärs am Objekt Tschetschenien auch ihre Möglichkeiten testen? (...)" Hier erstreckte sich die Analogie sogar auf das "Mißlingen". Aber je penibler die russische Armee diese Analogie dann im…

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Eine Reise in den virtuellen Untergrund

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Von Stefan Jacoby, erschienen in DISS-Journal 5 (2000) Neben den bekannten Werbeseiten von rechtsextremen Parteien, Organisationen und Zirkeln existiert im Internet ein virtueller Untergrund, der vor allem mit der Nazi-Musikszene verwoben ist. Gast bei "Xoom-Juden" Die deutschsprachigen Nazi-Seiten befinden sich meist auf Servern, die kostenlose homepages für jedermann anbieten, z.B. Freeservers, Geocities, Tripod, Yoderanium und Xoom. Offenbar werden solche strafbaren Seiten immer wieder gelöscht, aber oft genauso schnell unter anderem Namen wieder eingerichtet. Allzu dankbar sind die deutschen Nazi-Skins ihren Gastgebern nicht. So schimpft beispielsweise "Bulldog88": "Die XOOM-Juden ham mir neulich alle meine Seiten gelöscht... also auch alle Mp3z. bin jetzt bei FREESERVERS, und hoffe die haben keinen Hass auf Nationalisten." Die Freude von "Bulldog88" über seinen neuen Unterschlupf währte übrigens nicht lange. Anfang August sperrte der Anbieter Freeservers seine Seiten mit dem…

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Schlechtes Zeugnis!

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Zur Verfilmung von Viktor Klemperers Tagebüchern 1933 - 1945. Von Margarete und Siegfried Jäger, erschienen in DISS-Journal 5 (2000) Als eine "absolut preisverdächtige Serie mit Kino-Format" charakterisiert Bettina Kutzner in einer Vorankündigung die ARD-Serie „Klemperer – ein Leben in Deutschland" am 12.10.99 in der WAZ. In der Halbzeit, also nach Ausstrahlung der ersten sechs Folgen, kündigt die WAZ am 4.11.99 verhaltene Kritik an, indem sie mit Blick auf das geringe Zuschauerinteresse feststellt, daß aber noch „größere Konzessionen an den Massengeschmack ... bei diesem Stoff kaum [zu] machen" sind. In der Zeit erschien zur gleichen Zeit ein Verriß von Andreas Kilb, der die ersten sechs Folgen unter dem Begriff „Schund", mit dem kein Zeugnis abgelegt würde, charakterisiert. Und in der Tat lassen sich an der Serie eine Fülle von Kritikpunkten festmachen, die insgesamt die…

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Von ‚Einzeltätern‘ zum ‚Institutionellen Rassismus‘

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Die britische Regierung zieht die Konsequenzen und trifft eine historische Entscheidung. Von Jobst Paul, erschienen in DISS-Journal 5 (2000) Seit langem fällt der konservative, auf weiteren kulturellen Stillstand deutende Versuch der deutschen Politik auf, die Reformphilosophie des britischen Premierministers Blair - der deutschen Öffentlichkeit gegenüber - als lediglich ‘ökonomisches‘ Projekt zu deklarieren und die deutsche Gesellschaft von einer wichtigen sozialen Reformbotschaft Blairs möglichst fernzuhalten. Blairs Nordirlandpolitik oder sein Versuch, das britische Gesundheits- und Erziehungssystem auf den Begriff der sozialen Gerechtigkeit festzulegen, mögen bekannt sein. Skepsis, Ablehnung, vielleicht sogar Erschrecken mögen einen dagegen bewegt haben angesichts der imperialen Pose der britischen Regierung im Kosovo-Krieg. Ein eigenes Gewicht aber hat eine umwälzende Weichenstellung in der englischen Innenpolitik der Jahre 1997 bis 1999. Auslöser war der Fall des farbigen Schülers Stephen Lawrence, der am 22. April…

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„Legitimierte Vollstrecker“

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Rechtsextremismus unter ostdeutschen Jugendlichen – Ein Interview mit Bernd Wagner, geführt von Joannah Caborn, erschienen in DISS-Journal 5 (2000) ‘No go areas’, ‘national befreite Zonen’, die regelmäßigen, inzwischen meist kleingedruckten Schlagzeilen „Ausländer in Magdeburg verprügelt": dieses Bild des wilden, ausländerfeindlichen Ostens geistert täglich durch die Medien, und bei Landtagswahlen in den östlichen Ländern sind Stimmabgaben für rechtsextreme Parteien zwischen 10% und 20% nicht unüblich geworden. Die gewaltbereiten Täter sollen aber immer aus einer kleinen Minderheit stammen und die Wahlergebnisse werden von Vertretern der Demokratie wiederholt als reine ‘Proteststimmung’ verharmlost. Der Berliner Kriminologe Bernd Wagner vom Zentrum Demokratische Kultur findet in seiner Arbeit mit Jugendlichen mehr als nur vereinzelte Hinweise auf einen verbreiteten und gewaltbereiten Rechtsextremismus unter ostdeutschen Jugendlichen. DISS: Das Phänomen des verbreiteten Rechtsextremismus in Ostdeutschland ist nicht immer leicht zu erkennen. Trotz…

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Analyse eines Diskursstrangs der Print-Medien

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Von Siegfried Jäger. Unveröffentlichte Handreichung für Studierende und ProjektmitarbeiterInnen(SS 2000) Bestimmung des Diskursstrangs (= Wahl und Begründung des Themas) Erstellung des Archivs (Sammlung aller Zeitungsartikel zum gewählten Thema) Erstellung einer Datenbank zu den Artikeln Durchnumerierung der Artikel Angabe des Datums Angabe des „Mottos“ (z.B. Bericht und Hintergrund) Titel (z.B. „Die Tragödie“) Untertitel (Z.B. Diplomatie in der Kosovo-Krise am Ende) Textsorte (Z.B. Kommentar, Reportage, Interview, Foto, Karikatur etc.) Inhalt (Z.B. Der Autor (Klaus Kleebaum) kritisiert das späte Eingreifen der Nato.) Verschränkungen von Themen (= es können mehrere Themen in einem Artikel angesprochen sein, mit denen sich das Hauptthema verschränkt, etwa Hauptthema „Krieg“ mit Ökonomie, Faschismus, Andere Kriege, Ökologie, Technik, Ethik/Moral, Einwanderung, Medien, völkisch rassistische Aspekte etc.) Wertung des Artikels (Z.B. Pro oder Contra zum Krieg) Materialaufbereitung zur Strukturanalyse (= Zuordnung der Artikel zu Unterthemen…

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„Die Sprache bringt es an den Tag.“

Victor Klemperers Beitrag zum Verständnis des Faschismus und seiner Nachwirkungen in der Gegenwart. Von Siegfried Jäger. Unveröffentlichtes Manuskript des Vortrags vom 4.7.2000 an der Universität Bonn. Die Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen ich mich zu Victor Klemperer äußern werde, lautet „Wissenschaft im Nationalsozialismus“. Hierbei handelt es sich um ein riesiges Feld, über das vielfach gearbeitet wurde, das aber  erst in groben Konturen erforscht ist. Viele Aspekte dieses Forschungsfeldes liegen weiterhin im Dunkeln; manche sind eher zufällig an den Tag getreten, wie etwa der Fall Schwerte – Schneider aus Aachen gezeigt hat. Dieser Fall hat gleichzeitig offengelegt, daß es einen riesigen Hof von Mitwissern gegeben haben muß, die die Belastetheit von Kollegen vertuschen halfen. Dazu kam: Nach 1945 wurden an den Universitäten viele Wissenschaftler wieder eingestellt oder alsbald entlastet, die in den Faschismus erheblich oder auch nur…

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Das Machtspiel des Jörg Haider. Eine diskursanalytische Annäherung

Von Siegfried Jäger. Um Fußnoten und Literaturangaben ergänzte Fassung eines Gastvortrags an der Universität Klagenfurt am 20. Juni 2000. Der Duktus des Vortrags ist im wesentlichen beibehalten. Für Diskussion und Anregungen zu einer ersten Fassung dieses Textes danke ich Margarete Jäger und Ernst Schulte-Holtey. Als Deutscher in Österreich, insbesondere in Klagenfurt, einen Vortrag zu Jörg Haider zu halten, ist angesichts der sich hier abspielenden breiten und kontroversen Diskussion sicherlich ein wenig kühn. Nun ist Österreich durch eine neuere Geschichte, die beide unheilvoll verbindet, so eng mit Deutschland verwandt, daß es sinnvoll sein kann, die neueste Entwicklung in Österreich auch einmal aus deutscher Perspektive zu beleuchten und – zumindest in einigen Punkten - mit der Situation in Deutschland zu vergleichen. Eines möchte ich allerdings vorweg sagen: Es geht mir nicht so sehr um Haiders frech-faschistische Sprüche;…

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Analyse eines Diskursstrangs der Print-Medien

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Von Siegfried Jäger. Unveröffentlichte Handreichung für Studierende und ProjektmitarbeiterInnen (SS 2000). Bestimmung des Diskursstrangs (= Wahl und Begründung des Themas) Erstellung des Archivs (Sammlung aller Zeitungsartikel zum gewählten Thema) Erstellung einer Datenbank zu den Artikeln Durchnumerierung der Artikel Angabe des Datums Angabe des „Mottos“ (z.B. Bericht und Hintergrund) Titel (z.B. „Die Tragödie“) Untertitel (Z.B. Diplomatie in der Kosovo-Krise am Ende) Textsorte (Z.B. Kommentar, Reportage, Interview, Foto, Karikatur etc.) Inhalt (Z.B. Der Autor (Klaus Kleebaum) kritisiert das späte Eingreifen der Nato.) Verschränkungen von Themen (= es können mehrere Themen in einem Artikel angesprochen sein, mit denen sich das Hauptthema verschränkt, etwa Hauptthema „Krieg“ mit Ökonomie, Faschismus, Andere Kriege, Ökologie, Technik, Ethik/Moral, Einwanderung, Medien, völkisch rassistische Aspekte etc.) Wertung des Artikels (Z.B. Pro oder Contra zum Krieg) Materialaufbereitung zur Strukturanalyse (= Zuordnung der Artikel zu…

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