„Allerseelen“: Nazi-Esoterik als Klang-Avantgarde

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Von Alfred Schobert.  Redaktionell bearbeiteter Text, der ursprünglich in der Jungen Welt vom 5.11.1996, S. 14 unter dem Titel "Sounds aus der ... Überflüssiges Liedgut I - Gerade den Feiertag überstanden und dann dieses: Allerseelen" erschien.   "Allerseelen" heißt ein Ein-Mann-Musikprojekt, das in selbsternannten Avantgarde-Kreisen der Independent-Szene Kultstatus besitzt und auf einschlägigen Samplern vertreten ist, so jetzt auf "Mysteriae Mithrae" (Athanor/Discordia). Benannt ist das Projekt des Wieners Kadmon nach dem katholischen Feiertag am 2. November. Er gilt dem Gedächtnis der verstorbenen Gläubigen, mit Fürbitte für die "Armen Seelen" im Fegefeuer. Der Name zielt indes über Katholizismus hinaus. "Allerseelen", so belehrt ein Fanzine, repräsentiere politisch wie religiös ein Gegenstück zu Sünde, Schuld und Strafe. Klingt passabel, denn wer, der christlich geprägt wurde, hat keine offenen Rechnungen mit der ideologischen Unterwerfung als schuldhaftes Subjekt? Nicht…

Weiterlesen„Allerseelen“: Nazi-Esoterik als Klang-Avantgarde

„Runder Tisch“ am Kyffhäuser? Die Entwicklung der parteipolitisch orientierten Rechten

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Von Martin Dietzsch und Anton Maegerle. Ein Überblick über die Entwicklung der parteipolitischen Rechten. Was ist zwei Jahre nach dem Wahldesaster im "Superwahljahr" aus der Parole von der Einheit der Rechten geworden? Welche Entwicklungen sind abzusehen? Stand: November 1996 Spätestens nach dem aus der Sicht der extremen Rechten katastrophalen Verlauf des "Superwahljahres" 1994 begann eine Phase der Neuorientierung. Diese Phase ist auch nach zwei Jahren noch nicht abgeschlossen. Obwohl viele Aktivitäten unter der Parole "Einheit der Rechten" standen, ist zunächst einmal eine größere Zersplitterung das Ergebnis. Es ist absehbar, daß dies nur ein vorübergehender Effekt ist - welche Konstellation am Ende des allgemeinen Gärungsprozesses stehen wird, läßt sich nicht exakt prognostizieren. Wir geben hier eine Bestandsaufnahme der Entwicklung der parteipolitischen Rechten. Dabei kann die Tatsache nur am Rande erwähnt werden, daß sich auch der…

Weiterlesen„Runder Tisch“ am Kyffhäuser? Die Entwicklung der parteipolitisch orientierten Rechten

Ostbelgien im Visier des deutschen Rechtsextremismus (Teil 2)

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Von Alfred Schobert. In:  Krautgarten. Forum für junge Literatur (St. Vith, Belgien) H. 29 (November 1996), S. 74-76 Der erste Teil der Untersuchung war den publizistischen Umtrieben Ilse-Carola Salms gewidmet, die seit Jahren den Austausch zwischen belgischen und deutschen völkischen Nationalisten fördert. Seither boomt das Thema 'Zerfall Belgiens und Zukunft Ostbelgiens' bei deutschen Rechtsextremisten. Besonders tut sich dabei die Junge Freiheit (JF) hervor. Nicht nur wartete die alte Nazisse Salm, die heute noch zu ihrer Tätigkeit als BDM-Funktionärin steht (vgl. Europa vorn H. 92, S. 13), zusammen mit Peter Logghe mit einer wütenden Reportage zur jüngsten Ijzerbedevaart auf (JF 37/96, S. 9). Besonders dreist sah Nicolaus Rubeck den "Zerfall Belgiens ... schon bald auf der Tagesordnung stehen" und fragte im Titel seines ganzseitigen Beitrags: "Was wird aus Eupen und St. Vith?" (JF 32-33/96,…

WeiterlesenOstbelgien im Visier des deutschen Rechtsextremismus (Teil 2)

„Anti-Antifa“ – einigendes Band von Neonazis bis zur Intellektuellen Rechten

Von Martin Dietzsch und Anton Maegerle. Der Begriff "Anti-Antifa" gewann in den letzten Jahren in der rechten Szene immer mehr an Bedeutung. Dies ist keineswegs nur auf den Bereich der gewalttätigen Neonazis beschränkt, sondern findet in etwas differenzierteren Varianten auch Anhänger im Bereich des intellektuellen Rechtsextremismus und bei Ultrakonservativen. Stand: September 1996 In der Rubrik "'Anti-Antifa'-Kampagne" legt der Bundesverfassungsschutzbericht 1995 (S. 114) dar, daß die von Neonazis betriebenen "Anti-Antifa"-Aktivitäten der Versuch seien, "unter Zurückstellung interner Differenzen im 'nationalen Lager' eine neue, organisationsunabhängige Sammlungsbewegung in Form von Aktionsgemeinschaften zu schaffen, in die möglichst alle Rechtsextremisten eingebunden werden sollen" (der Hamburger Verfassungsschutzbericht 1995, S. 76, spricht gar von einer "Volksfront von Rechts"). Diese Integration, so der Bundesverfassungsschutzbericht, wurde "teilweise erreicht". Hauptziel der "Anti-Antifa"-Aktivitäten sei die "Bekämpfung der politischen Gegner" (Sammlung und Veröffentlichung von Namen, Telefonnummern und…

Weiterlesen„Anti-Antifa“ – einigendes Band von Neonazis bis zur Intellektuellen Rechten

Deutsche Blutsbande

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Ostbelgien im Visier des Rechtsextremismus. Von Alfred Schobert. Erschienen in:  Klenkes. Magazin für Aachen 21, H. 9, S. 20-22 Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet Eupen-Malmedy Belgien angegliedert. Heute agitieren auf beiden Seiten der Grenze völkische Nationalisten mit Verbindungen zum politischen Establishment für den Anschluß Ostbelgiens an Deutschland. "Der Zerfall Belgiens könnte schon bald auf der Tagesordnung stehen", gab sich die rechtsextreme Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) prophetisch und setzte ihrerseits die Frage "Was wird aus Eupen und St. Vith?" auf die Agenda. Den willkommenen Anlaß lieferten wallonische wie flämische PolitikerInnen, die im Parlament Sezessionsgedanken formulierten. JF-Autor Nicolaus Rubeck ist bemüht, seine Phantasie zu zügeln, um nicht verfrüht allzuviel Porzellan zu zerschlagen. Dennoch brechen die großdeutschen Ansprüche durch. So betont Rubeck, daß Ostbelgien "nach dem Ersten Weltkrieg unter Bruch des Selbstbestimmungsrechts der Völker…

WeiterlesenDeutsche Blutsbande

Die Wirklichkeit ist diskursiv

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Von Siegfried Jäger. Abdruck eines Vortrags, gehalten auf dem Workshop des DISS vom 13.-15. Juni 1996 in Lünen, erschienen in: Margret Jäger / Frank Wichert (Hg.) Rassismus und Biopolitik. Werkstattberichte (= DISS-Forschungsbericht 1996), Duisburg. Ich möchte zunächst ein paar Sätze dazu sagen, weshalb ich für diesen Vortrag diesen etwas provokatorischen Titel "Die Wirklichkeit ist diskursiv" gewählt habe und weshalb ich diesen Vortrag überhaupt halte. Ich habe den Eindruck, extern, aber auch intern, daß Diskurstheorie und Diskursanalyse als ein Ansatz bzw. als eine von vielen Möglichkeiten angesehen wird, theoretische und methodologische Begründungen für empirische Untersuchungen bereitzustellen, die beinahe beliebig neben vielen anderen stehen und die - wobei hier sicherlich große Unterschiede von Leserin zu Leser und Hörer zu Hörerin zu beobachten sind - auch nahezu beliebig nebeneinanderstehen. Damit bin ich eigentlich schon mitten im…

WeiterlesenDie Wirklichkeit ist diskursiv

Ostbelgien im Visier des deutschen Rechtsextremismus (Teil 1)

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Von Alfred Schobert. In: Krautgarten. Forum für junge Literatur (St. Vith, Belgien) H. 28 (Juni 1996), S. 62-63 Ostbelgien ist kein zentrales Thema des deutschen Rechtsextremismus; diesbezügliche Artikel in der rechtsextremen Presse fallen zunächst im Vergleich zu solchen über sogenannte "deutsche Ostgebiete" kaum auf. In der Rechtsextremismus-Forschung wird der rechtsextreme Zugriff auf Ostbelgien kaum behandelt. Auch der Verfasser stieß erst anläßlich der Niermann-Affaire darauf, mit welcher Intensität gewisse Kreise des deutschen Rechtsextremismus Ostbelgien ins Visier nehmen und dafür vor Ort Ansprechpartner finden. Einmal dafür sensibilisiert, wird man indes laufend fündig, trifft auf kleine und größere Spuren, die weiterzuverfolgen häufig zwangsläufig bedeutet, ins Umfeld der Hermann-Niermann-Stiftung zu stoßen. Aus einem unvollständigen Puzzle, dessen Gesamtumriß längst noch nicht abzusehen ist, sollen Teil-Figurationen vorgestellt werden. Der erste Teil widmet sich den publizistischen und organisatorischen Aktivitäten Ilse-Carola…

WeiterlesenOstbelgien im Visier des deutschen Rechtsextremismus (Teil 1)

Kampfbegriff aller Rechten: „Political Correctness“

Von Martin Dietzsch und Anton Maegerle. Unter dem Schlagwort "Political Correctness" findet in der Bundesrepublik eine Kampagne zur Rehabilitierung rechtsextremer Positionen statt. Dieser Beitrag gibt einen Überblick. Stand: Mai 1996. Otto Graf Lambsdorff, FDP-Ehrenvorsitzender, lamentierte im Sommer vergangenen Jahres in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) über "Deutschlands neue Denkverbote". Lauthals wurde von Lambsdorff beklagt, daß allem "was rechts ist, gleich die Ku-Klux-Klan-Kappe übergestülpt wird und bloße rechte Worte sehr voreilig zu Benzinkanistern in den Händen geistiger Brandstifter umdefiniert werden." Lambsdorff weiter: "Verstärkt durch die Diktatur der political correctness, tritt Ausgrenzung an die Stelle von Auseinandersetzung. Selbst moderat konservative Äußerungen werden an den Rand des Abgrunds der öffentlichen Akzeptanz gedrückt und haben Schwierigkeiten, überhaupt diskussionswürdig zu sein." ([1]) Der Freidemokrat ist der erste demokratische Politiker in der Bundesrepublik ([2]), der den heute von Rechtsaußen jeglicher Couleur…

WeiterlesenKampfbegriff aller Rechten: „Political Correctness“

Probleme antirassistischer Jugendarbeit

  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Entwicklung und Durchführung eines Projektes mit Auszubildenden des RWE. Ein Erfahrungsbericht Von Margret Jäger, Siegfried Jäger, Angelika Müller und Joachim Pfennig Erschienen in: Siegfried Jäger (Hg.) 1994: Aus der Werkstatt: Anti-rassistische Praxen. Konzepte – Erfahrungen – Forschung, Duisburg, 134-159. Das DISS hat 1993 eine für seine Verhältnisse ungewöhnliche Aufgabe übernommen: Die Durchführung von 23 Workshops mit mehr als 1000 Auszubildenden des RWE. Ungewöhnlich deshalb, weil das DISS ja in erster Linie ein Forschungsinstitut ist und weil die MitarbeiterInnen des DISS und auch diejenigen, die uns – gleichsam von außen – bei der Durchführung dieser Workshops unterstützt haben, eher aus dem wissenschaftlichen Bereich stammen, ihre Lehrerfahrungen vor allem im universitären Raum gesammelt haben etc. Als deshalb das RWE an uns herantrat und uns fragte, ob wir eine solche Aufgabe übernehmen wollten, zögerten wir zunächst,…

WeiterlesenProbleme antirassistischer Jugendarbeit

Inhalts-Ende

Es existieren keine weiteren Seiten